Gedanken für den Tag

11. Dezember 2021, 06:56

Die Welt heute schläft nie, all die Lichter, Signale, Töne und Satelliten. Alles wird immer lauter, immer greller, immer schneller. Doch unser Gehirn ist dafür nicht gemacht, es stammt aus einer Zeit, als es noch Lagerfeuer gab und klare Sternenhimmel und echte Ruhe.

Im Gehirn gibt es Regionen, die dann aktiv werden, wenn sie nicht durch Reize wie Geräusche stimuliert werden, z.B. wenn wir meditieren, fantasieren oder unsere Gedanken einfach schweifen lassen. In diesem Zustand können wir viel besser zugreifen auf unsere Emotionen und Erinnerungen, unsere Ideen und Gedanken. Wir erkennen den Sinn, die Zusammenhänge in unserem Leben, können uns auch besser in andere Menschen hineinfühlen.

Das heutige Leben hingegen ist, als hätte uns jemand einen riesigen Trichter ins Gehirn gesteckt und würde pausenlos Tonnen an Tönen, Bildern, Daten, Anforderungen und Aufforderungen hineinkippen. Es ist zu viel, viel zu viel. Die Folge: wir sind gestresst, unkonzentriert, fahrig, erschöpft, werden krank. Aber zum Glück gibt es ein Mittel, das gegen diese Überforderung hilft: Es ist die Stille.

Doch den Zauber einer stillen Nacht - die wir zu Weihnachten im Lied besingen - wo finden wir den noch? Die Sozialkomödie "Ziemlich beste Freunde", die die Geschichte eines reichen, querschnittgelähmten Aristokraten und seines Pflegers, der Sozialhilfeempfänger ist, erzählt, ist die wahre Geschichte von Abdel Yasmin Sellou und Philippe Bozzo di Borgo, einst Geschäftsführer der Champagnerfirma Pommery.

Seit einem Sportunfall vor vielen Jahren ist er vom Hals abwärts gelähmt. In einem Interview erzählte er von den Herausforderungen und er ist dabei ganz ohne Bitterkeit. Ein Satz gibt mir zu denken: "Erst nach dem Unfall habe ich herausgefunden, wer ich bin. In meinem Leben davor hab' ich das nicht gewusst!" Wie es zu dieser tiefen Erkenntnis kam? "Es war die Stille, und in der Zeit, in der ich im Koma lag und danach - da war eine ganze Menge Stille! Da kommst du dir selbst nicht mehr aus, und wenn es gut geht, hast du die Chance dir selbst zu begegnen!"

Die Worte dieses Mannes, der weiß Gott viele "stille Nächte" in seinem Leben erlebt hat klingen nach wie eine Botschaft für diese Tage: "Jeder Mensch braucht fünf Minuten Stille am Tag. Nur dann kann er herausfinden, wer er selbst ist!"

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler