Gedanken für den Tag

17. Dezember 2021, 06:56

Friedrich Spee rät seinen Leserinnen (und Lesern), wie man das Beten - zum Beispiel eines Psalms - beenden solle: "Antworte darauf mit fröhlichem Herzen und beschließe allezeit die Antwort mit einem Seufzer - seufze aus tiefem Herzensgrund und mit Freuden."

Die zahllosen Aufforderungen zum Seufzen in den Schriften Friedrich Spees werden oft als barockerer Gefühls- und Leidensüberschwang missverstanden. Seufzen könnte aber eine gute Antwort sein auf jedes Angerührt werden in der Seele. Man solle seufzen beim Betrachten eines Bildes, beim Hören einer Melodie, beim Riechen an einer Rose. Seufzen hat mit Atmen zu tun, mit Aspiration, ja, auch mit Inspiration, mit Hinhauchen, Zuhauchen. Ja, auch mit Aushauchen.

Sich das Seufzen zu gestatten, kann der Anfang eines befreienden Loslassens sein. Mit Paulus im Römerbrief seufzen wir ja mit der ganzen Schöpfung, bis sich endlich einmal unsere adventliche Hoffnung erfüllt. Seufzen ist bei Spee wichtiger als manches wortreiche Gebet. Um dies zu üben, schreibt Spee den Adressatinnen des "Güldenen Tugendbuches" das Credo auf und setzt hinter jeden der zwölf Artikel ein Sternlein. Dann weist er die Leserin in der Fußnote an: "Seufze hier und ruhe ein wenig, und so tue bei allen Artikel, wo dies Sternlein steht. Das soll bedeuten, dass du da etwas ruhen sollst und seufzen, weil dies das Gemüt erquickt."

Spee wusste offenbar recht gut um die Verbindung von Herz und Seele, denn er nahm für seine leib-seelischen Anregungen sogar den Pulsschlag in den Dienst, den man fühlen könnte wie ein christliches Mantra-Gebet. "Solches kann man fühlen", etwa, wenn man nicht schlafen kann, schreibt er im Tugendbuch, "an den Pulsadern an beiden Armen: dann gleich wie das Herz schlägt, also schlagen auch alle Pulsadern im ganzen Leib... Dann gedenke dran, dass alle seine Schlag nur lautere Sprünge sein, die Gott zu ehren geschehen." Spee geht sogar einen Schritt weiter: "auch wann du mit deinen Gespielen redest, . dann kannst du auch an ihrer Hand den Puls prüfen, . und gedenken: Siehe da, auch dieses Herz lobet Gott."

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler