Ö1 Kunstsonntag: Milestones

Aki Takases Brückenschlag vom Blues zur Gegenwart

Aki Takase: "St. Louis Blues" (2001)

Wie kann der zeitgenössische Jazz nach all seinen Entwicklungen und Verzweigungen im 20. Jahrhundert noch eine Brücke schlagen zu seinen Ursprüngen und Anfängen in Marschmusik, Ragtime und Blues? Einer der möglichen Wege führt schlicht über die alten Stücke selbst, wie die japanische Pianistin Aki Takase im Zuge ihres Albums "St. Louis Blues" von 2001 eindrucksvoll beweist. Die seit 1987 in Berlin lebende Musikerin hat im Laufe ihrer Karriere immer wieder historische Angelpunkte des Jazz aufgegriffen und ganz ohne Nostalgie in die Gegenwart geholt, darunter zentrale Werke von Duke Ellington, Fats Waller, Thelonious Monk und Eric Dolphy.

Bei Takases Beschäftigung mit der Musik von W. C. Handy (1873-1958) funktioniert ihr Ansatz besonders gut. Dieser akademisch geschulte afroamerikanische Kapellmeister hatte schließlich selbst für seine berühmten Kompositionen in den 1910er Jahren ("Memphis Blues", "St. Louis Blues, "Yellow Dog Blues") bewusst Melodien, Muster und Spielweisen aufgegriffen, die er in der Volksmusik der einfachen schwarzen Menschen in Mississippi vorgefunden, erstmals in Noten fixiert und für seine Blasmusikkapelle arrangiert hatte. Damit hatte W.C. Handy - noch vor der Etablierung des Begriffs "Jazz" - einen der allerersten Meilensteine des Jazz gesetzt.

Aki Takase und ihre vier Mitmusiker (Posaunist Nils Wogram, Bassklarinettist Rudi Mahall, Gitarrist Fred Frith und Schlagzeuger Paul Lovens) zollen W.C. Handy daher in doppelter Weise Tribut, wenn sie nun ihrerseits dessen alte Melodien aufgreifen und - ganz wie Handy selbst - mit Respekt und Liebe sowie dem Können, dem Verständnis und dem Esprit ihrer eigenen Gegenwart neu fassen, um damit erneut eigenständige Kunstwerke zu schaffen.

Gestaltung: Michael Neuhauser

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: W.C. Handy
Komponist/Komponistin: Aki Takase
Komponist/Komponistin: Harry Warren
Komponist/Komponistin: Rudi Mahall
Komponist/Komponistin: Nils Wogram
Album: St. Louis Blues
Titel: St. Louis Blus (Handy) 3:56
Titel: Way Down South Where The Blues Began (Handy) 8:15
Titel: Eine Drehorgel Aus Dem 21. Jahrhundert (Takase) 7:29
Titel: Lulu (Warren) 2:06
Titel: Wer Kommt Mehr Vom Blues (Mahall) 2:32
Titel: Memphis Blues (Handy) 2:37
Titel: Jazz Ain't What It Used To Be (Wogram) 4:07
Titel: Yellow Dog Blues (Handy) 4:08
Solist/Solistin: Aki Takase
Solist/Solistin: Rudi Mahall
Solist/Solistin: Paul Lovens
Solist/Solistin: Fred Frith
Solist/Solistin: Nils Wogram
Länge: 35:01 min
Label: enja CD 9130-2

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