Gedanken für den Tag

20. Dezember 2021, 06:56

Seit gut 1.400 Jahren sind die letzten sieben Tage des Advents durch die so genannten O-Antiphonen geprägt. Das sind sieben Sätze, die in dieser Vorweihnachtszeit auch bei uns im Stift St. Peter in Salzburg bei der Vesper, also beim Abendgebet, gesungen werden und uns auf Weihnachten vorbereiten sollen. Sie umkreisen das Mysterium Gottes, ohne sich seiner bemächtigen zu können. Diese O-Antiphonen sind geprägt von einer starken Naherwartung, von einem hoffnungsfrohen "Morgen werde ich da sein!".

Die heutige O-Antiphon beschreibt Gott so: O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel - du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen: komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes!

Ein Schlüssel ist immer Zeichen von Verfügungsgewalt. Wer den Schlüssel besitzt, der kann den Eintritt gewähren oder verwehren. Wer den Schlüssel besitzt, der trägt die Verantwortung. Wem das Zepter verliehen wurde, dem ist die Macht gegeben. "Komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes." - Dies ist wohl die erschütterndste Adventbitte der sieben O-Antiphonen. Im Kerker der Finsternis und in der Nacht unserer Seele gefangen.

Für jeden Menschen gibt es Zeiten, in denen er durch das Dunkel wie durch einen Tunnel gehen muss - die innere Zerrissenheit, die Einsamkeit und die quälende Suche nach dem Sinn unseres Lebens. Aus solcher Not erwächst der verzweifelte Schrei: Führ mich heraus aus meinen eigenen Gefängnissen, entreiße mich meiner seelischen Finsternis!

Solch finstere Nacht durchdringt aber auch der befreiende Schrei des Kindes von Bethlehem, der dankbare Schrei der Hoffnung, dass wir nicht allein und verloren sind, sondern dass da einer kommt, der voll da ist und uns rettet! Und die Zusage, ich werde kommen und morgen werde ich da sein!

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler