Korbinian Birnbacher

APA/MIKE VOGL/NEUMAYR

Gedanken für den Tag

"O ja - morgen werde ich da sein!" - Von der Hoffnung der Menschwerdung von Korbinian Birnbacher, Benediktiner und Erzabt von St. Peter in Salzburg

Ich tue mir - wie viele andere - heute schwer mit der Vorstellung des Königs. Zu sehr verbinde auch ich dieses adventliche Bild mit den Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts: mit Diktatoren, mit Gewaltherrschaft, Macht und Ohnmacht! Das Volk Israel verknüpft mit dem Bild des Königs anderes: Der König ist Diener des Bundesgottes, er ist beauftragt mit der Wahrung der Gottesordnung.

Nicht seine staatsmännische Begabung oder seine Eigenschaften als Feldherr zeichnen ihn aus, sondern seine Persönlichkeit, sein Erfülltsein mit göttlicher Kraft. In der O-Antiphon, die heute in der katholischen Liturgie gesungen wird, heißt es: O König aller Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht; Schlussstein, der die Gegensätze eint und den Bau zusammenhält: O komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet hast!

Jesus Christus wird hier in dieser O-Antiphon als König bezeichnet, als der von Gott eingesetzte Lenker aller Völker. Er gilt als der lang herbeigesehnte Friedensfürst. Auf ihn setzen die Menschen ihre Hoffnung und auf ihn richten sich seit Jahrtausenden ihre Sehnsüchte. Er ist der Schlussstein, der den ganzen Bau zusammenhält. Er ist aber auch der Stein des Anstoßes.

Daran schließt sich die flehentliche Bitte: Komm, rette deine Geschöpfe, errette, was du selbst gemacht hast. Aber das heißt doch auch: Gott weiß sich für uns verantwortlich. Wir Menschen dürfen uns darauf berufen, seine Geschöpfe zu sein - in aller Begrenztheit und Hinfälligkeit. Er kann uns wieder heil machen. Heil sein bedeutet: Gott ganz zugewandt sein und zur gleichen Zeit in sich ruhend.

Gerade für uns Mönche heißt das, dass wir ganz gesammelt sein sollen, ganz Auge und Ohr auf Gott hin. Unsere Identität besteht im Anschauen Gottes, dazu sind wir geschaffen, darin finden wir Erfüllung. Unser ganzes Sein als Mönche und Nonnen ist deshalb eine adventliche Existenz. Deshalb gilt die Zusage: ich werde kommen und morgen werde ich da sein!

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Guillaume Dufay um 1400 - 1474
Bearbeiter/Bearbeiterin: Jordi Savall geb.1941
Gesamttitel: JEANNE LA PUCELLE / Original Filmmusik
Titel: Priere II - für Harfe
Untertitel: LA DELIVRANCE D'ORLEANS
Solist/Solistin: Andrew Lawrence King
Länge: 01:09 min
Label: Travelling Auvidis / Extraplatte K 1006

Urheber/Urheberin: Gregorianik
Album: MARIA, KEUSCHE MUTTER ZART - ADVENT UND WEIHNACHTEN IM MITTELALTERLICHEN SALZBURG
Titel: O rex gentium - O Antiphon vom 22. Dezember
Textanfang: O rex gentium et desideratus earum lapisque angularis
Anderssprachiger Textanfang: O König aller Völker, ihr Erwartung und Sehnsucht
ADVENT
Chor: Salzburger Virgilschola
Choreinstudierung: Stefan Engels
Länge: 00:50 min
Label: SVS 199601 (Salzburger Viirgilschola)

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