Herbie Hancock

Herbie Hancock - AP/FABRICE COFFRINI

Ö1 Kunstsonntag: Milestones

Science-Fiction-Jazz und Avant-Funk: Herbie Hancock

Herbie Hancocks klingendes Zukunftsversprechen "Mwandishi" (1971)

Mwandishi war das erste Projekt des Pianisten Herbie Hancock, bei dem er das traditionelle Jazzidiom hinter sich ließ und einen originellen und individuellen Stil anstrebte. Das sollte ihm wenig später zum ganz großen Erfolg bei einem breiten Publikum, das weit über die Jazzhörerschaft hinausging, verhelfen. Nur drei Alben hat Hancock in dieser Besetzung eingespielt, und der erste, ebenfalls "Mwandishi" betitelte Longplayer des Sextetts, aufgenommen 1971 in San Francisco, steht im Zentrum dieser Sendung mit Gerhard Graml.

Hancock entschloss sich in den späten 1960ern und frühen 1970ern dazu, den Namen "Mwandishi" anzunehmen, der in der ostafrikanischen Sprache Swahili "Komponist" bedeutet. Auch die Mitglieder des Mwandishi-Sextetts, Eddie Henderson (Trompete), Bennie Maupin (Klarinette), Julian Priester (Posaune), Buster Williams (Bass) und Billy Hart (Schlagzeug), nahmen Pseudonyme in Swahili an und drückten so ihre Affinität zum afrikanischen Kontinent aus. Das spiegelte eine künstlerische Auffassung, die die Zukunft in der Vergangenheit suchte und auf eine Rückbesinnung auf die Ursprünge setzte, was in späterer Folge als Afrofuturismus bezeichnet werden sollte.

Hancock bündelte seine Erfahrungen, die er beispielsweise mit Miles Davis bei den Aufnahmen zu "In A Silent Way" gemacht hatte, und ging daran, Prinzip und Stilistik dieser Fusionsidee auszubauen und einen eigenen, progressiven Ansatz zu entwickeln, der Funk, Jazz, Elektronik und Rock vereinen sollte. Für Hancock bedeutete das für das Album "Mwandishi" unter anderem den Einsatz von akustischen und elektrischen Pianos, Mellotron und Moog-Synthesizern. Trotz dieser modernistischen Ausrichtung mit allerhand elektronischen Gerätschaften war Hancocks Projekt in Blues und Swing geerdet, stand also mit einem Bein in der Zukunft und würdigte gleichzeitig die Vergangenheit.

Auch wenn heute einige der synthetisch erzeugten Klänge veraltet wirken und das Konzept stellenweise überholt scheint, wird in den besten Momenten Hancocks Vision einer Zukunftsmusik deutlich. Und in den solistischen Exkursen auf "Mwandishi" erweist sich Herbie Hancock als pianistische Naturgewalt.

Gestaltung: Gerhard Graml

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Herbie Hancock
Bearbeiter/Bearbeiterin: Herbie Hancock (Arr.)
Titel: Ostinato (Suite For Angela)
Album: Herbie Hancock - Mwandishi
Ausführende: Herbie Hancock (Keyboards)
Ausführende: Eddie Henderson (Trumpet, Flügelhorn)
Ausführende: Bennie Maupin (Klarinette, Flöte)
Ausführende: Julian Priester (Posaune)
Ausführende: Buster Williams (Bass)
Ausführende: Billy Hart (Drums)
Ausführende: Leon Chancler (Drums, Perkussion)
Ausführende: Ronnie Montrose (Gitarre)
Ausführende: Jose Areas (Congas, Timbales)
Länge: 13:05 min
Label: Warner 9362-47541-2

Komponist/Komponistin: Herbie Hancock
Bearbeiter/Bearbeiterin: Herbie Hancock (Arr.)
Titel: You'll Know When You Get There
Album: Herbie Hancock - Mwandishi
Ausführende: Herbie Hancock (Keyboards)
Ausführende: Eddie Henderson (Trumpet, Flügelhorn)
Ausführende: Bennie Maupin (Klarinette, Flöte)
Ausführende: Julian Priester (Posaune)
Ausführende: Buster Williams (Bass)
Ausführende: Billy Hart (Drums)
Länge: 10:12 min
Label: Warner 9362-47541-2

Komponist/Komponistin: Julian Priester
Bearbeiter/Bearbeiterin: Herbie Hancock (Arr.)
Titel: Wandering Spirit Song
Album: Herbie Hancock - Mwandishi
Ausführende: Herbie Hancock (Keyboards)
Ausführende: Eddie Henderson (Trumpet, Flügelhorn)
Ausführende: Bennie Maupin (Klarinette, Flöte)
Ausführende: Julian Priester (Posaune)
Ausführende: Buster Williams (Bass)
Ausführende: Billy Hart (Drums)
Ausführende: Leon Chancler (Drums, Perkussion)
Ausführende: Ronnie Montrose (Gitarre)
Ausführende: Jose Areas (Congas, Timbales)
Länge: 21:28 min
Label: Warner 9362-47541-2

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