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Das Ö1 Gesundheitsmagazin
Aus sich heraustreten - Ekstasen in den Religionen dieser Welt
5. Jänner 2022, 16:40
Wenn die Realität - so wie aktuell - hart ist, haben viele Menschen den Wunsch, dem Alltag zu entkommen, sich abzulenken, mit dem Geist in angenehmere Welten einzutauchen.
Eine besonders intensive Form des aus sich Heraustretens ist die Ekstase. Die vergangenen 21 Monate verliefen für die meisten von uns nicht gerade lustbetont.
Daher wollen wir uns dieser außergewöhnlichen und in unserem Kulturkreis eher skeptisch beäugten Sinneserfahrung in fünf Sendungen annähern.
Ekstase kann man über verschiedene Wege erlangen. Jene, die wir Ihnen vorstellen werden sind: Religion, Musik, Tanz, Drogen und Sex. Vergangenen Mittwoch haben wir darüber berichtet, wie man mittels Ekstase durch Halluzinogene wie LSD und Psilocybin - besser bekannt als "Magic Mushrooms" - psychisch genesen kann. Ronny Tekal hat dazu unter anderem einen Schweizer Psychiater interviewt, der als einer von ganz wenigen LSD im Rahmen einer Psychotherapie legal anwendet.
"Aus-sich-Heraustreten" ist die eigentliche Bedeutung des altgriechischen Wortes "ékstasis". In der deutschen Sprache wurde der Begriff zunächst im religiösen Kontext gebraucht und mit "übermäßiger Begeisterung, Verzückung" übersetzt. Ein "Ausnahmezustand", der auf übernatürliche Einwirkung zurückgeführt wird.
Felszeichnungen paläolithischer Jäger und Sammler in steinzeitlichen Höhlen in Südfrankreich und Nordspanien deuten auf ekstatische Phänomene hin. Der griechische Gott Dionysos galt nicht nur als Gott des Weines und der Freude, sondern auch der Ekstase. Für die Christen war religiöse Ekstase insbesondere seit den Schriften des sogenannten "Alten Testaments" eine Selbstverständlichkeit - und bis heute bewegen christliche Freikirchen Millionen von Menschen.
Religiöse Ekstasen sind ein universelles Phänomen und kommen eigentlich in fast allen Kulturen und Religionen vor. Im Unterschied zu anderen Ekstasen werden sie im Kontext des jeweiligen religiösen Weltbildes interpretiert und bewertet.
Maria Harmer hat sich auf die Spuren dieser Art von Ekstasen begeben und einen Blick zurück in die Geschichte sowie in unterschiedliche Kulturen und Religionen geworfen.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Lydia Sprinzl, MA
Service
Interviewpartner/innen:
MMag.a Ursula Düriegl
Freiberufliche Kunsthistorikerin Wien
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Univ.-Prof. Dr. Dr. Werner Zips
Kultur- und Sozialanthropologe
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Prof. Dr. Susanne Heine
evang. Theologin
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Univ.-Prof. Dr. Marianne Schlosser
kath. Theologin
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Georg Fischer
Buddhist
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Bücher und Info-Links:
Goodman, Felicitas D., "Ekstase, Besessenheit, Dämonen. Die Geheimnisvolle Seite der Religion", Gütersloher Verlagshaus, 1997
Graf, F., "Ekstase II. Griechisch-Römische Antike. Der Neue Pauly. Vol. 3, 950-952.",
Stuttgart: Metzler, 1997
Heimerl, Theresia, Ekstase - Religionswissenschaftliche Thesen und theologische Provokationen
Voigt, Ulrike, ed., "Du rührst die Saiten meiner Seele. Die großen Mystikerinnen - Vom Mittelalter bis heute", Hünfelden: Präsenz Kunst&Buch, 2010.
Dr. Rainer Neu: Ekstase / Besessenheit: Das wissenschaftliche Bibellexikon
Susanne Gödde - Dionysische Ekstase in der griechischen Antike
T. Spoerri - Beiträge zur Ekstase. Funktionen der ekstatischen Frömmigkeit der Pfingstbewegung
Harald W. Reichelt - Heil und Heilung im Buddhismus und Christentum
Christine Prütz - Total verrückt - total verzückt: Ekstase und Verzückung