Corona Demonstranten.

APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Punkt eins

Das neue alte Gesicht des Antisemitismus

Antisemitische Strömungen in Österreich und wie sie sich aktuell äußern.
Gäste: Andreas Peham, Rechtsextremismusforscher, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW); Sashi Turkof, Präsidentin der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH)
Moderation: Xaver Forthuber
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79, E-Mails an punkteins(at)orf.at

Dubiose "Herren aus Amerika und Israel", "Globalisten" von der "Ostküste", die im globalen Finanzkapitalismus angeblich die Fäden ziehen, gehören in Österreich ebenso zum Repertoire politischer Aussagen wie die Relativierung und Verharmlosung der Shoah. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Auf den Kundgebungen von Corona-Leugner:innen werden Davidsterne getragen und damit die Verbrechen des Nationalsozialismus an Jüdinnen und Juden verharmlost; in einschlägigen Chatgruppen ist offen vom "Finanzjudentum" und dergleichen die Rede.

Dass der - individuelle und strukturelle - Antisemitismus in Österreich nie verschwunden war und ihn jede Generation aufs Neue zu spüren bekommt, weiß die 21-jährige Studentin und Künstlerin Sashi Turkof aus eigener Erfahrung, die sie zur "unfreiwilligen Expertin" machte, wie sie sagt, und als Präsidentin der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen. Diese hatten zuletzt den ÖVP-Innenminister Gerhard Karner wegen seiner antisemitischen Rhetorik in vergangenen Wahlkämpfen zum Rücktritt aufgefordert und eine Sachverhaltsdarstellung gegen FPÖ-Chef Herbert Kickl wegen Verharmlosung des nationalsozialistischen Völkermordes eingebracht. Ein solcher Verstoß gegen das Verbotsgesetz wäre ein Offizialdelikt und müsste amtswegig verfolgt werden. Um die Behörden stärker für antisemitische Hassverbrechen zu sensibilisieren, hat das Innenministerium im vergangenen Herbst eine Ausbildungsinitiative gestartet - nicht zuletzt auf Initiative der Israelitischen Kultusgemeinde, dessen Präsident Oskar Deutsch noch erhebliche Defizite bei der Wahrnehmung und Verfolgung von Antisemitismus sah.

Über die Geschichte und Herkunft des (auch spezifisch österreichischen) Antisemitismus, seine Kontinuität und seine Normalisierung in allen Bereichen der Gesellschaft forscht Andreas Peham schon seit vielen Jahren. Er ist Mitarbeiter beim Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), in der "Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich" engagiert sowie in der Lehrer:innenfortbildung und im Rahmen der Politischen Bildung an Schulen tätig. Demnächst erscheint im Schmetterling Verlag sein Buch "Kritik des Antisemitismus".

Wie Antisemitismus in Gedanken und Worten, in Symbolen und Taten auftritt, wie er in der Gesellschaft verwurzelt ist und sich immer neu erfindet, wie man ihm auf individueller und politischer Ebene entgegentreten könnte, darüber sprechen Andreas Peham und Sashi Turkof mit Xaver Forthuber und mit Ihnen.

Berichten Sie von Ihren Erfahrungen und stellen Sie Ihre Fragen: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.

Sendereihe

Playlist

Untertitel: John Zorn
Titel: Invitation To a Suicide
Ausführende: John Zorn
Länge: 04:38 min
Label: Tzadik

Untertitel: John Zorn
Titel: East Greenpoint Rundown
Ausführende: John Zorn
Länge: 04:08 min
Label: Tzadik

Untertitel: John Zorn
Titel: Shifting Sands
Ausführende: John Zorn
Länge: 04:10 min
Label: Tzadik

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