Schwarz-weiß etc.

18. Jänner 2022, 11:30

Der 18-jährige Samuel Coleridge-Taylor spielte 1893 in einem Konzert in London in seinem Opus 1, dem Quintett g-Moll, den Klavierpart. Der 18-jährige Samuel Coleridge-Taylor spielte 1893 in einem Konzert in London in seinem Opus 1, dem Quintett g-Moll, den Klavierpart. Gefördert wurde er von seinem Lehrer, dem Brahmsianer Charles Villiers Stanford, und Elgar, der vom jungen Komponisten nach diesem erstaunlich selbstbewussten Erstling als "Genie" sprach. Ganz an die Interpretation des Nash-Ensembles kommen das Tippett Quartet und Lynn Arnold nicht heran. Warum dann diese CD? Diese Aufnahme ist auch eine Gelegenheit, diversen Klischees zu entgegnen.

Coleridge Taylor (ursprünglich ohne Bindestrich) war der Sohn eines aus Sierra Leone stammenden Arztes und einer Engländerin. In seiner Kindheit hatte Coleridge - das war sein Vorname - gegen Rassismus zu kämpfen. 1910, während seiner letzten Konzerttournee durch die USA, als Gustav Mahler der Dirigent des New York Philharmonic war, ließ sich ein Journalist das Etikett "the Black Mahler" einfallen. Heute sprechen manche von Coleridge-Taylor als "the African Mahler." Sein größter Erfolg, nicht nur in Großbritannien, war die Kantate "Hiawatha´s Wedding Feast", die zu seinen Lebzeiten und in den Jahrzehnten nach seinem frühen Tod (1912) von vielen Chören in England aufgeführt wurde. Zwischen 1928 und 1939 dirigierte Malcolm Sargent in der Royal Albert Hall zehn Spielzeiten lang eine große, kostümierte Ballettversion der Kantatentrilogie "The Song of Hiawatha", die von insgesamt 800 Beteiligten aufgeführt wurde. In den letzten Jahren war in britischen, dann deutschsprachigen Medien, manchmal zu lesen, dem "afrobritischen Komponisten" sei "die Anerkennung verwehrt" und er sei aus den "Geschichtsbüchern verdrängt worden." Auf dieser CD ist die bereits vierte Aufnahme seines Klavierquintetts zu hören, für Februar ist die fünfte angekündigt.

Das Label nutzt die Bekanntheit von Coleridge-Taylor, um auf zwei Erstaufnahmen aufmerksam zu machen. Somit ist - für mich - die eigentliche Entdeckung das Klavierquintett g-Moll des ausgebildeten Geigers Arthur Hinton. Er schrieb es für einen Professoren-Kollegen an der Royal Academy of Music, den aus Wien gebürtigen Geiger Hans Wessely, der es mit seinem Quartett 1910 erstmals aufführte, vermutlich mit Hintons Ehefrau, der weltweit gefeierten, 1958 verstorbenen, Konzertpianistin Katharine Goodson.
Der junge Klaviervirtuose York Bowen trat mit nur 14 Jahren in die Royal Academy of Music ein. Seine "Romantische Fantasie für Violine und Klavier" entstand vermutlich 1913 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. 1914 verhinderte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte die Veröffentlichung.

Service

Arthur Hinton & Samuel Coleridge-Taylor Klavierquintette
York Bowen Phantasie for violin and piano
Lynn Arnold, Klavier
Tippett Quartet
Dutton Epoch CDLX 7386

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Peter Kislinger