Paavo Järvi

AFP/RAIGO PAJULA

Das Ö1 Konzert

Naives von Mozart, Poulenc und Berwald

Estonian Festival Orchestra, Dirigent: Paavo Järvi; Emmanuel Pahud, Flöte. Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Flöte und Orchester Nr. 1 G-Dur KV 313 Francis Poulenc: Flötensonate (bearbeitet für Orchester von Lennox Berkeley) Claude Debussy: Syrinx für Flöte solo Franz Berwald: Symphonie Nr. 4 Es-Dur, "Sinfonie naïve" Lepo Sumera: Walzer aus dem Film "Die Frühlingsfliege" (aufgenommen am 18. Juli 2021 im Konzertsaal Pärnu im Rahmen des "Pärnu Music Festivals"). Präsentation: Peter Kislinger

Silbriger Ton aus der Goldflöte

Der Musikkritiker Manuel Brug schrieb in seinem Blog "Brugs Klassiker", dieses Konzert sei im Sommer 2021 ein heiteres Finalkonzert des Pärnu Musik Festivals in Estland gewesen. "Berlins philharmonischer Flötenstar" Emanuel Pahud sei vom Erfolg, den er "entfacht" hatte, überrascht gewesen. "Seine hohe Schule der Lippengeläufigkeit" demonstrierte er mit Mozarts Flötenkonzert "mit ein paar eingeschmuggelten Arvo-Pärt-Takten vor dem dritten Satz, zu denen Paavo Järvi die Noten halten" musste "sowie mit der elegant orchestrierten Poulenc-Sonate, die seinem silbrigen Ton aus der Goldflöte besonders schmeckt."


Naiv wie Mozart: Francis Poulenc

Francis Poulenc komponierte seine Sonate für Flöte um die Jahres 1956/ 1957. Der 2000 verstorbene Flötist Jean-Pierre Rampal war zunächst wenig davon angetan. Er schrieb von "aus Teilen und Stücken bestehenden Sammelsurium, das einer Sonate in nichts ähnelte". Gemeinsam mit Rampal arbeitete Poulenc das Werk etwas um. Mitte 1957 spielten Poulenc und Rampal die Sonate beim Strasbourg Festival zum ersten Mal öffentlich. Der 2. Satz, Cantilena, musste auf Wunsch des Publikums wiederholt werden. Erinnerungen an Mozart, Tschaikowsky und Ravel, im Finale Anleihen bei Haydn und Strawinsky? Ja, aber trotzdem original Poulenc, meinte Lennox Berkeley, ein langjähriger Freund von Poulenc. 1973, zehn Jahre nach Poulenc Ableben, erstellte der englische Komponist eine Orchesterfassung.


Naiv wie Mozart: Franz Berwald

Singulär, auch kapriziös war das Schicksal des 1796 in Stockholm geborenen Komponisten Franz Berwald. Er sah sich als seriös, keinesfalls naiv. Diese vier Eigenschaftswörter wählte er als Titel für seine vier Symphonien. Er war Physiotherapeut avant la lettre, Fabriksmanager, Grundstückmakler - und als Komponist seiner Zeit voraus.

Seine Sinfonie sérieuse war die einzige Symphonie, die zu seinen Lebzeiten aufgeführt wurde. Die Sinfonie singulière wurde 1845 vollendet und 1905 in Stockholm uraufgeführt, 47 Jahre nach seinem Tod. Die Wiener Philharmonikern spielten das Werk, auf Drängen von Herbert Blomstedt, zu ersten Mal 2018 im Wiener Musikverein.

Berwalds Es-Dur-Symphonie wurde im April 1845 in Stockholm vollendet, aber erst 1878 in Stockholm uraufgeführt. Am 3. April 1868 war Berwald im Alter von "71 Jahren, 8 Monaten und 10 Tagen" in Stockholm verstorben. Im Besitz der Familie blieben eine "Kaffeetasse mit Untertasse, Weihnachtsgeschenk von Mendelssohn 1829" und eine "eingerahmte" Beethoven-Lithographie, die er in Wien bei einem seiner zwei Aufenthalte erworben hatte.

Der ursprüngliche Titel des Werkes, Sinfonie naïve, wurde vom Komponisten fallen gelassen, um Missverständnisse zu vermeiden. Er hatte erfolglos versucht, Daniel François Auber, den Direktor des Pariser Konservatoriums, für eine Aufführung des Werkes in Paris zu interessieren. Mit dem ursprünglichen Titel wollte Berwald signalisieren, dass es sich um ein "einfaches und natürliches" Werk handelte. Bewundernd hatte er von der Musik Mozarts als "naiv" geschrieben.

Service

Brugs Klassiker

Musikverein Wien; Mut zum Singulären: Franz Berwald

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Titel: Konzert für Flöte und Orchester Nr.1 in G-Dur KV 313 (285c)
* Allegro maestoso - 1.Satz
* Adagio ma non troppo - 2.Satz
* Rondo. Tempo di menuetto - 3.Satz
Flötenkonzert
Solist/Solistin: Emmanuel Pahud / Flöte
Orchester: Estonian Festival Orchestra
Leitung: Paavo Järvi
Länge: 25:25 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Francis Poulenc/ 1899-1963
Komponist/Komponistin: Lennox Berkeley/1903-1989
Titel: Sonate für Flöte und Klavier / orchestriert von Lennox Berkeley
* Allegro malinconico - 1.Satz
* Cantilena. Assez lent - 2.Satz
* Presto giocoso - 3.Satz
Flötensonate
Solist/Solistin: Emmanuel Pahud / Flöte
Orchester: Estonian Festival Orchestra
Leitung: Paavo Järvi
Länge: 12:45 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Claude Debussy/1862 - 1918
Titel: Syrinx - für Solo-Flöte: Très modéré
Solist/Solistin: Emmanuel Pahud / Flöte
Länge: 03:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Franz Berwald/1796 - 1868
Titel: Symphonie Nr.4 in Es-Dur
Populartitel: Sinfonie naïve
* Allegro risoluto - 1.Satz
* Adagio - 2.Satz
* Scherzo. Allegro molto - Trio - 3.Satz
* Finale. Allegro vivace - Piu mosso - Animato - 4.Satz
Orchester: Estonian Festival Orchestra
Leitung: Paavo Järvi
Länge: 25:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Georges Bizet/1838 - 1875
* Vorspiel zum 4.Akt der Oper "Carmen" < Aragonaise >
Orchester: Estonian Festival Orchestra
Leitung: Paavo Järvi
Länge: 02:10 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Lepo Sumera/1950 - 2000
Titel: Walzer aus dem Puppentrickfilm "Kevadine Kärbes"(Die Frühlingsfliege)
Solist/Solistin: Matthew Hunt / Klarinette
Orchester: Estonian Festival Orchestra
Leitung: Paavo Järvi
Länge: 06:30 min
Label: EBU

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