Heiner Boberski über Sünder und Betrüger im Sport

1. Februar 2022, 06:56

"Im Namen aller Athleten verspreche ich, dass wir an den Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten, im wahren Geist der Sportlichkeit, für den Ruhm des Sports und die Ehre unserer Mannschaft." Der Olympische Eid gehört zur Liturgie der Olympiaeröffnung. Er wird von einem Vertreter oder einer Vertreterin der Athleten sowie in abgewandelter Form von einem Repräsentanten der Kampfrichter oder Kampfrichterinnen abgelegt.
Wo ein Eid gefordert wird, dort ist er offenbar auch nötig, um den Ernst einer Sache zu betonen und ein unerwünschtes Verhalten möglichst zu verhindern. Ein gewisser Jesus von Nazareth hat in seiner Bergpredigt rigoros das Schwören abgelehnt. Das hat aber auch die katholische Kirche nicht daran gehindert, von ihren Amtsträgern einst Antimodernisteneide und bis heute bestimmte Treueschwüre zu verlangen.

Laut Jesus Christus sollte das Ja auch ohne Eid ein Ja und das Nein auch ohne Schwur ein Nein sein.

Eine alte chinesische Weisheit lautet: "Auch ein ehrlicher Beamter kann es kaum vermeiden von falschen Dienern umgeben zu sein." Fast nirgends in der Welt geht es immer ehrlich zu, auch im Wintersport wird der Kampf um Erfolg immer wieder mit unlauteren Mitteln ausgetragen. Manche erinnern sich vielleicht noch an jene Rodler, die sich mit vorgeheizten Kufen einen Vorteil verschaffen wollten. Frischer im Gedächtnis haften wahrscheinlich die Langläufer und Biathleten, die des Dopings überführt wurden. Darunter waren leider auch mehrere aus Österreich, die mit Blutmanipulationen ihre Leistungen steigern wollten. Die Reaktionen der sogenannten Dopingsünder sind, wenn sie ertappt werden, meist gleich: Sie leugnen oder gestehen mit gleichzeitigem Beschuldigen anderer.

Es gehe doch nur um Chancengleichheit, denn alle anderen machten doch - nur etwas geschickter - das Gleiche.
Betrug, und darum handelt es sich, darf nicht salonfähig werden, auch nicht in anderen Bereichen, mag es nun das gefälschte Corona-Impfzertifikat oder die frisierte Steuererklärung sein. Olympia-Sportler und Sportlerinnen sollten sich jedenfalls bewusst sein, dass gravierende Regelverstöße nicht nur Betrug an den Konkurrenten bedeuten. Sie bringen auch dem Land, das sie vertreten, Schande und tragen absolut nicht zur "Ehre ihrer Mannschaft" bei.

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• Alexandra Mantler