Ein nasses Wildschwein

APA/DPA/FREDRIK VON ERICHSEN

Vom Leben der Natur

Wildschweine im Vormarsch

Mobil, anpassungsfähig und schlau.
Der Wildbiologe Klaus Hackländer spricht über die stark steigende Wildschweinpopulation.
Teil 3: Neue Lebensräume und eine bedrohliche Krankheit
Gestaltung: Maria Harmer

So eine Gruppe, genannt Rotte, von Wildschweinen kann man manchmal richtig schmatzen hören. Eicheln und Bucheckern schmecken ihnen besonders gut. Wildschweine lieben feuchte Laubwälder und Laubmischwälder, weil es dort viel Nahrung für sie gibt.

Durch den Klimawandel und die daher milderen Winter hat sich der Lebensraum der Paarhufer allerdings deutlich erweitert. Immer weiter stoßen sie auch in höhere Lagen vor, leben nun auch im Gebirge, wo sie zur Gefahr für bodenbrütende Arten wie Auerhähne werden.

Gleichzeitig drücken Wildschweine aber auch immer mehr in menschliche Siedlungen, durchwühlen dort mit ihren Schnauzen auf der Suche nach Essbarem Beete, Gärten und Rasenflächen. Sie suchen nach Insekten, fressen aber auch Pflanzen und deren Wurzeln - und nun eben auch Speisereste aus Biomülltonnen im Siedlungsgebiet.

Wie viele Wildschweine es in Österreich gibt, weiß niemand genau, denn Wildschweine werden nicht gezählt, sondern über die alljährlich dokumentierten Jagdstrecken geschätzt. Maria Theresia hatte sie einst für "vogelfrei" erklärt, weil sie die ohnehin schon geringen Ernten der Landwirte dezimierten, vor dem 2. Weltkrieg gab es außerhalb von Gattern nur wenige Exemplare in Österreich. Doch nach 1945 und insbesondere nach dem Fall des sogenannten "Eisernen Vorhangs" hat sich die Anzahl stark erhöht, einige sprechen von einer regelrechten "Wildschwein-Explosion". Fakt ist, dass im Jahr 1950 300 Wildschweine erlegt wurden, 1990 waren es 13.000 und nun pendelt sich die jährliche Strecke bei 30-50.000 Stück ein - Tendenz weiter steigend.

Wildschweine sind ausgesprochen intelligente Tiere und - auch das ist ein weiterer Vorteil für ihre rasche Verbreitung - sie sind territorial unabhängig. "Wildschweine sind für mich ein außerordentlich spannendes Forschungsobjekt, weil sie so anpassungsfähig sind und dadurch auch zu den Gewinnern des Klimawandels zählen", sagt Klaus Hackländer, Leiter des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien sowie Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung. Er erzählt über angepasste Strategien und neue Lebensräume, über viel Nachwuchs und wenige Feinde sowie über die Afrikanische Schweinepest, eine bedrohliche Krankheit, die die Bestände erstmals wieder deutlich dezimieren könnte.

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GESPRÄCHSPARTNER:
Univ. Prof. Dipl.-Biol. Dr. Klaus Hackländer
Universität für Bodenkultur Wien
Leiter des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft
aktuelles BOKU-Wildschweinprojekt

Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung
Wildschweine Fakten

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