Hildegard Knef - original & re:loaded (II)

2. Februar 2022, 17:30

Die Knef, anders hieß sie nie bei ihrem Publikum, die Knef hat mit ihren vielen und großen Talenten alle überfordert. Ihr scharfer Verstand überforderte, ihr Mut überforderte, ihr Unangepasst-Sein überforderte. Sie konnte genauso gut malen wie Schauspielen, sie erlangte mit ihrer Autobiografie "Der geschenkte Gaul" höchste literarische Weihen und bestätigte sie mit ihren nächsten Büchern.

Und dann ihre Lieder! Kein Wunder, dass sich Angela Merkel zum Abschied auch ein Lied der Knef wünschte: "Für mich soll's rote Rosen regnen". Ihre Texte zeugen von derselben scharfen Beobachtungsgabe und treffsicheren Schnoddrigkeit wie ihre Bücher, nur dass sie hier die Gabe hat, in ein paar Zeilen, wenigen Strophen, drei Minuten, einen Roman zu erzählen, Sittenbilder zu zeichnen, Schicksale wie Schmetterlinge aufzuspießen mitten durch Herz und Hirn.

Und dann diese "Nicht-Stimme"! Ella Fitzgerald - dieses Zitat ist bekannt, aber unerlässlich - nannte sie: "Die größte Sängerin ohne Stimme." Stimmlich hatte sie keinerlei Ehrgeiz, umso mehr aber, was Inhalt und Ausdruck angeht, Formulierung und Kalibrierung. Da saß jede Nuance, jede Pointe, das Timing war perfekt, immerhin hat sie lange am Broadway gesungen und gespielt, das Handwerk beherrschte sie im Schlaf.

Im zweiten Teil liegt der Fokus auf ihren Lebenserinnerungen, denn wer ihre erste Autobiografie "Der geschenkte Gaul" gelesen hat, begegnet in ihren Liedern immer wieder alten Bekannten und vertrauten Episoden. Ihre Bücher sind der Schlüssel zu ihren Liedern, die gleichwohl allgemeingültig sind und über die konkreten Anlässe weit hinausweisen.

Service

Hörbuch "Der geschenkte Gaul"

Madeleine Joel & Die Hildeguards im Radiokulturhaus

Madeleine Joel

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Mirjam Jessa