Ein junger Mann greift sich an die Lymphknoten.

ORF/ISABELLE ORSINI ROSENBERG

Medizin und Gesundheit

Geschwollene "Drüsen" - Vergrößerte Lymphknoten sind meist harmlos und manchmal gefährlich

Es kann einem schon einen ziemlichen Schrecken einjagen, wenn man plötzlich einen vergrößerten Lymphknoten am Hals oder unter der Achsel ertastet. Glücklicherweise steckt in den meisten Fällen eine harmlose Reaktion des Körpers auf eine banale Infektion dahinter.

Das Immunsystem reagiert mit einer Entzündung und dazu gehört auch ein Anschwellen der "Drüsen", wie diese kleinen lymphatischen Stationen im Volksmund oft genannt werden. So kann es etwa im Rahmen einer Mandelentzündung, einer Virusinfektion, einer kleinen Verletzung, eines Zahnabszesses oder auch nach einer Impfung zu einer solchen gutartigen Lymphadenitis kommen.

Verzweigtes Filtersystem

Die Lymphbahnen durchziehen, ähnlich den Blutgefäßen, den gesamten Körper. Die rund 700 Lymphkoten des Körpers sind immunologisch kompetente Einheiten, die Krankheitserreger oder auch Krebszellen aus dem Lymphstrom herausfiltern. Und sie werden, wenn sie beschäftigt sind, spürbar größer. Zahlreiche Lymphknoten finden sich im Bereich der Halsregion, sowie am Unterrand des Kiefers. Ebenfalls in der Achselhöhle oder der Leiste lassen sie sich häufig ertasten. Im Normalfall sind sie weiche, elastische Knötchen, die sich hin und her schieben lassen.

Worauf Sie achten sollten

Bei Entzündungen sind Lymphknoten oft schmerzhaft vergrößert. Bleibt so eine Schwellung über mehrere Wochen bestehen, sollte die Ursache medizinisch abgeklärt werden. Vor allem, wenn der ertastete Knoten hart und nicht verschieblich ist, bzw. keine erkennbare Ursache vorliegt. Denn selten aber doch können auch bösartige Erkrankungen dahinterstecken. Diese können entweder das Lymphsystem selbst betreffen (Lymphome), oder es handelt sich um einen Befall im Rahmen einer Krebserkrankung.

So werden sogenannte Wächter-Lymphknoten, als erste Station, bei einer Streuung des Tumors attackiert. Bei einer Operation, etwa bei Brustkrebs, werden diese gezielt aufgesucht und entfernt. Da dadurch auch der Abfluss des Gewebswassers aus dem Arm beeinträchtigt wird, kann in der Folge ein Lymphödem mit überaus unangenehmen Schwellungen entstehen. Sind Lymphdrainagen nicht ausreichend, so kann ein gesunder Lymphknoten aus einer anderen Region des Körpers in die Achsel transplantiert und damit der Transport der Lymphflüssigkeit verbessert werden.
Bei malignen Tumoren im HNO-Bereich müssen meist eine ganze Reihe von Lymphknoten entnommen werden (sog. Neck-Dissection).

Seltener Lymphdrüsenkrebs

Auch wenn bösartige Veränderungen wie Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin, bzw. Morbus Non-Hodgkin) sehr seltene Ursachen für Schwellungen der Lymphknoten darstellen, sollten unklare Veränderungen rasch abgeklärt werden. Oft gehen unspezifische Symptome wie Fieber, nächtliches Schwitzen, Müdigkeit oder Gewichtsverlust damit einher. Eine Biopsie des Lymphknotens kann die Diagnose sichern. Trotz der für die Betroffenen erschreckenden Diagnose liegen die Heilungschancen, je nach Tumorart, bei rechtzeitiger Therapie mittlerweile bei 70 bis 90 Prozent.
Diesmal spricht Dr. Ronny Tekal mit seinen Gästen über Lymphknotenschwellungen - die völlig harmlosen und die gefährlicheren.

Sendungsvorbereitung und Moderation: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Lydia Sprinzl, MA

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Haben Sie nach Ihrer Covid-Impfung über einen längeren Zeitraum geschwollene Lymphknoten bemerkt?

Leiden Sie an einer Erkrankung, die mit vergrößerten Lymphknoten einhergeht?

Wurden bei Ihnen Lymphknoten entfernt? Welche Auswirkungen hatte der Eingriff für Sie?

Service

Studiogast:

Prim. Priv.-Doz. Dr. Boban Erovic
Vorstand des Instituts für Kopf- und Halserkrankungen
Evangelisches Krankenhaus Wien
Hans-Sachs-Gasse 10-12
A-1180 Wien
E-Mail
Homepage

Gast am Telefon:

Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. med.univ. Thorsten Füreder
Klinische Abteilung für Onkologie
Universitätsklinik für Innere Medizin I
Medizinische Universität Wien
AKH Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40400 44570
E-Mail
Homepage

Info-Links:

Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OEGHO)
Infos zu Lymphknoten (Sprechzimmer, Schweiz 2022)
Lymphdrüsenkrebs: Wie Patrick Budgen den Krebs besiegte
Infos zu Lymphomen (Minimed.at)
Österreichische Krebshilfe
Selbsthilfegruppe Myelom-Lymphom
Selpers Online-Kurs Lymphome verstehen

Buch-Tipps:

Patrick Budgen, "Einsiedlerkrebs: Wie ich aus dem schlimmsten Jahr meines Lebens das Beste machte", Edition a 2021

Angela Fetzner, "Die Lymphe in Fluss bringen: Heilen und Stärken durch ganzheitliche Selbstbehandlung", Kampenwand Verlag 2021

Philipp Dettmer, "Immun: Alles über das faszinierende System, das uns am Leben hält", Ullstein Paperback 2021

Sendereihe