Blatt unter Metallschnalle

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Radiogeschichten

Nachhall eines jungen Lebens

"Fanzi". Von Elisabeth Schmidauer. Es liest Harald Bodingbauer. Gestaltung: Daniela Wagner.

Ein kleines Mädchen mit schier unendlichem Vertrauen in das Gute der Welt steht im Mittelpunkt des jüngsten Romans "Fanzi" von Elisabeth Schmidauer. "Fanzi" wird Franz von seiner kleinen Schwester Elfi genannt. Mit ihrer Geburt ändert sich auf dem Bauernhof vieles. Selbst der unzugängliche Vater, geprägt von den Eindrücken des Ersten Weltkriegs, lächelt mitunter wieder. In der NS-Zeit werden Franz' ältere Brüder zum Krieg eingezogen, Fremdarbeiter helfen auf dem Hof, Franz durchdenkt seine unberechenbare Zukunft - nur Elfi ist in diesen schweren Tagen jener junge Mensch, der seiner Umgebung Momente von Glück und Sinn schenkt. Dann leitet eine Erkrankung des Kindes unfassbare Geschehnisse in die Wege.

Jahrzehnte später wird Franz seinen eigenen Nachkommen erzählen müssen, dass das Mädchen Elfi nur sieben Jahre alt wurde. Zu den Todesumständen schweigt er fast sein ganzes Leben lang. Seine Kinder leben ihr eigenes, modernes Leben, trotzdem vertiefen sie ihre Bemühungen zusehends, der familiären Vergangenheit auf den Grund zu gehen.

Elisabeth Schmidauer gelingt in ihrem neuen Buch - nach Vorgängerromanen wie "Das Grün in Doras Augen" oder "Am dunklen Fluss" - erneut ein Roman mit äußerstem Tiefgang. In ihrem aktuellen Werk nimmt sie oberösterreichische Zeitgeschichte auf und arbeitet dabei auch mit Soldatenbriefen, auf die sie im Zuge ihrer Recherchen stieß.

Elisabeth Schmidauer, geboren 1961 in Linz, Studium der Germanistik und Geschichte, lebt und arbeitet in Wien. Mitglied des ur.theaters, Improvisationsschauspielerin im Theater Drachengasse in Wien.

Service

Elisabeth Schmidauer: "Fanzi" (Roman, 2021, Picus Verlag)

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