Das Grab einer jesidischen Frau

AP/MAYA ALLERUZZO

Praxis - Religion und Gesellschaft

Lebenslang für Völkermord an Jesiden

Gericht in Deutschland bestätigt Genozid an Jesiden +++ Ukrainekrise: Machtpolitik, Kirche und Pandemie +++ Aufwachsen mit Security und Stacheldraht

1. Gericht in Deutschland bestätigt Genozid an Jesiden

Es war mehr als ein aufsehenerregendes und international viel beachtetes Urteil: In Deutschland ist am 30. November 2021 ein Iraker zu lebenslanger Haft verurteilt worden - wegen des Genozids an Jesiden. Erstmals hat ein Gericht, in diesem Fall ein deutsches Gericht, mit diesem Urteil bestätigt, was die Vereinten Nationen und das Europäische Parlament bereits als Völkermord eingestuft haben: Die Gewalteskalation, der militärische Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat im Sindschar-Gebiet im Nordirak hatte den Vorsatz, die religiöse Minderheit der Jesiden zu zerstören und auszulöschen - zu vernichten, wie es im Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main heißt. Angeklagt war ein 29-jähriger Iraker, IS-Mitglied, dem das Gericht die Schuld am Tod eines fünfjährigen jesidischen Mädchens gibt. Im Juni 2015 hatte der 29-jährige Iraker eine Jesidin und ihre fünfjährige Tochter auf dem Sklavenmarkt in Raqqa gekauft und sie in sein Haus nach Falludscha gebracht. Um das Kind zu bestrafen, fesselte er es in der prallen Sonne mit einem Kabel an das Gitter des Wohnzimmerfensters im Hof. Diese Tortur überlebte das kleine Mädchen nicht.
Susanne Krischke berichtet über den Fall und fragt nach der Zukunft der Jesiden.


2. Ukrainekrise: Machtpolitik, Kirche und Pandemie

Die Ukraine ist derzeit wohl das zentrale Thema der europäischen Sicherheitspolitik. Dabei geht es um die Stellung dieses Landes zwischen EU, NATO und damit den USA auf der einen und Russland auf der anderen Seite. Doch dieser Konflikt ist weit mehr als nur ein machtpolitischer: Vielmehr geht es auch um die Orientierung des Landes, das 300 Jahre von Russland beherrscht wurde. Als eine Bastion der russischen Welt in der Ukraine gilt die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche, die in einer breiten Autonomie mit dem Moskauer Patriarchat verbunden ist. Die bei weitem größte Religionsgemeinschaft der Ukraine wird aufgerieben im Konflikt zwischen Moskau und Kiew, zudem hat der ökumenische Patriarch in Konstantinopel einer anderen Kirche - der Orthodoxen Kirche der Ukraine - im Jahre 2019 die Autokephalie verliehen, was zu einem massiven Konflikt mit der russisch-orthodoxen Kirche geführt hat. Hinzu kommt seit mehr als zwei Jahren die Corona-Pandemie, die die christlich-orthodoxen Kirchen weltweit vor große Herausforderungen stellt, weil die strengen Maßnahmen gegen das Virus von vielen orthodoxen Kirchenmännern und Gläubigen abgelehnt und nicht befolgt werden. ORF- Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz berichtet über die komplexe Lage in der Ukraine.


3. Aufwachsen mit Security und Stacheldraht

Sie sind mit hohen Zäunen um ihre Kindergärten und Schulen und mit Sicherheitspersonal vor der Synagoge aufgewachsen: junge Jüdinnen und Juden in Wien. Der Schutz ist eine permanente Erinnerung daran, dass der jüdischen Gemeinde auch 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Gefahr droht - durch islamistischen Terror und Rechtsextremismus. Die Folgen der Shoah sind für die Nachfolgegenerationen auch heute noch spürbar, nicht zuletzt auch deshalb, weil in den vergangenen Jahren Antisemitismus auf den Straßen und im Netz wieder sichtbarer geworden ist. Wie gehen junge Jüdinnen und Juden mit der belastenden Geschichte um und wie begegnen sie dem Antisemitismus heute? Clara Akinyosoye hat mit den "Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen" gesprochen.

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