Heißluftballone

AP/YASUSHI KANNO

Radiokolleg - Wort.Schätze. Die Ö1 Sprachviertelstunde.

Zur Situation von Minderheitensprachen in Österreich (1). Gestaltung: Ute Maurnböck

Dschanen devleha, Srecno, Dovidjenja, Auf Wiedersehen?
Muss man sich tatsächlich von manchen Minderheitensprachen in Österreich verabschieden? Wie aktiv eine Sprecher/innen-Gemeinschaft ist, hängt von vielen Faktoren ab: dem Gefühl der Zugehörigkeit, aber auch von politischen Rahmenbedingungen. Manche Minderheitensprachen werden in mehreren Regionen gesprochen, andere nur an wenigen Orten.
Wie lebendig sind unsere Minderheitensprachen? Was kann getan werden, um diese Sprachen vor dem Aussterben zu bewahren? Kurz gefasst: die Sprache im Alltag und nicht nur zu offiziellen Anlässen oder als Bildungssprache benutzen, damit sie lebendig bleibt sowie eine gezielte Sprachplanung bzw. -politik mit individuellen Fördermaßnahmen etablieren.
Die erste Staffel der Wort.Schätze im Jänner hat sich mit der Frage "Kann man tote Sprachen wiederbeleben?" auseinandergesetzt. Jetzt heftet sie sich an die sprachlichen Spuren jener Gemeinschaften, die im eigenen Land oft wenig Gehör finden.

Eine kleine Sprachgruppe, viele Dialekte
Laut Unesco sind fünf Sprachen in Österreich gefährdet: dazu gehört neben dem Jiddischen oder Romanes auch Burgenlandkroatisch und Burgenlandungarisch.
Im 16. Jahrhundert besiedelten Kroat/innen das Teile des heutigen Burgenlands bzw. Ungarns, die nach den Türkenkriegen völlig verwüstet waren. Ihre Sprache gehört zur südslawischen Sprachgruppe. Auch nach rund 450 Jahren gibt es das Burgenlandkroatische- über die Zahl der Sprecher/innen gibt es unterschiedliche Auskünfte, mehrere Zehntausend dürften es aber immer noch sein. Noch, denn immer weniger Menschen sprechen Burgenlandkroatisch im Alltag, auch wenn es zum Beispiel burgenlandkroatische Fernsehsendungen oder zweisprachige Volksschulen gibt.
Dass Ungarisch im Burgenland ebenfalls eine anerkannte Minderheitensprache ist und auch anders klingt als das Ungarische im Nachbarland, weiß man nicht unbedingt. Nur noch 4000-5000 Menschen in vier Gemeinden bzw. zwei Sprachinseln sprechen Burgenlandungarisch - gerade ein Fünftel aller ungarischsprechender Menschen in Österreich.

Service

Literatur und Links:
Rudolf de Cillia, Ruth Wodak: "Ist Österreich ein "deutsches" Land?: Sprachenpolitik und Identität in der Zweiten Republik. StudienVerlag 2006

Die Sprache der Burgenlandkroaten
Hrvatski Centar
Burgenländisch- Ungarischer Kulturverein

Volksgruppensendungen im ORF

Kostenfreie Podcasts:
Radiokolleg - XML
Radiokolleg - iTunes

Sendereihe

Übersicht