
ANJA FONSEKA
Im Gespräch
Die Erschöpfung der Frauen
Birgit Dalheimer im Gespräch mit der Soziologin und Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach
10. März 2022, 21:00
"Typische" Frauenberufe sind weniger prestige-trächtig und schlechter bezahlt, das zeigt nicht erst die Pandemie deutlich etwa am Beispiel der Pflegeberufe oder der Kindergartenpädagoginnen. Dabei haben Frauen heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor, es ist ihre freie Entscheidung, welchen Beruf sie wählen. Zumindest theoretisch.
Gleichzeitig sind Frauen so erschöpft wie nie zuvor, stellt Franziska Schutzbach fest. Die Schweizer Soziologin, Jahrgang 1978, forscht seit langem über Geschlechterverhältnisse, Reproduktionspolitiken und Antifeminismus. Nach wie vor, so die Grundaussage ihres jüngsten Buches "Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit", wird von Frauen verlangt, permanent verfügbar zu sein: familiär, beruflich, sexuell, gesellschaftlich. Vergleichsweise schlecht und meistens überhaupt unbezahlt verrichten Frauen überall auf der Welt einen Großteil der Pflege- und Sorgearbeit.
Aber das ist nicht der einzige Grund für ihre Erschöpfung. Franziska Schutzbach analysiert ein System, das, wie sie sagt, "von Frauen alles erwartet, aber nichts zurückgibt". Die Lösung liegt dementsprechend nicht in der individuellen Verbesserung der "Work-Life-Balance", in einer Form von Selbstoptimierung - sondern eben im Widerstand und der Auflehnung gegen das System.
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- Internationaler Frauentag