
LUKAS BECK
Gedanken für den Tag
Sabine Derflinger über Quote gegen strukturelle Benachteiligung
"Frauengeschichte und Frauenrechte" - Gedanken zum Internationalen Frauentag von Sabine Derflinger, Filmregisseurin
10. März 2022, 06:56
Die Quote ist ein Mittel, um die Präsenz von Frauen in diversen Berufsfeldern zu erhöhen. Da sie wirkt, ist sie heftig umstritten. Naturgemäß von vielen Männern, aber auch von Frauen, die davon ausgehen, dass sie nur gut genug sein müssen, um zum Zug zu kommen. Das gilt besonders für künstlerische Zusammenhänge.
Wer sich für die Quote einsetzt, weiß, dass es darum geht strukturelle Benachteiligung von Frauen aus dem Weg zu räumen. So hat sich das Österreichische Filminstitut 2021 eine 50/ 50 Verteilung aller Fördermittel der Herstellung, Projektentwicklung und Stoffentwicklung bis zum Jahre 2024 vorgeschrieben. Quoten und gezielte Förderungen von Frauen verändern Arbeitsverhältnisse und Inhalte. In etlichen Filmberufen ist der Anteil an Frauen auf 19 Prozent gestiegen, was darauf zurückzuführen ist, dass Frauen, in den von ihnen geführten Produktionen häufiger auf Geschlechterparität bei ihren Mitgliedern, und auch bei Inhalten achten.
Meine Erfahrung hat gezeigt: Frauen gehen mit Frauenfiguren anders um, zeigen sie unabhängig und frei von Sexismen. Während das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Frauenquoten steigt, entstehen neue Konflikte, etwa dann, wenn wie in Deutschland, eine Transgenderfrau, die in ihrem Pass nach wie vor als Mann dokumentiert ist, einen Quotenlistenplatz der Grünen übernimmt. Hitzig emotional gestalten sich die Diskurse. Personengruppen werden gegeneinander ausgespielt, oder spielen sich selbst gegeneinander aus. Warum nicht Lösungen suchen, gemeinsam Fragen beantworten, sich an einen Tisch setzen? Brauchen wir diversere Quoten? Wie kommen Nicht-Binäre oder Menschen mit Barrieren, die sich aus gesellschaftlichen Hintergründen ergeben, zu einer Förderung? Wie können Frauenquoten gewährleistet werden, ohne dass sie von Männern unterwandert werden? Was machen wir mit der Tendenz, dass die Altersdiskriminierung in der Quotendiskussion eingesetzt wird, um Konflikte zwischen den Frauengenerationen zu schüren?
Wie gehen wir mit der tausendjährigen Geschichte zwischen Männern und Frauen um? Welche Bedeutung schenken wir biologischen Unterschieden? Wie wollen wir in Zukunft Geschlechter definieren?
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Sendereihe
Gestaltung
Übersicht
- Internationaler Frauentag
Playlist
Komponist/Komponistin: David Motion
Komponist/Komponistin: Sally Potter
Vorlage: Virginia Woolf 1882 - 1941
Bearbeiter/Bearbeiterin: David Motion (Arr.)
Gesamttitel: ORLANDO / Original Filmmusik
Titel: A change of sex
Orchester: Filmorchester
Ausführender/Ausführende: Jimmy Somerville
Länge: 01:43 min
Label: Varese Sarabande VSD-5413