Eine alte Villa im Wald.

ANTONIA LÖFFLER

Ambiente - von der Kunst des Reisens

Eine Reise durch das rumänische Banat

Von Dichtern, Deportationen und den letzten Donauschwaben. Unterwegs durch die Schichten der Geschichte des Banat

Die historische Region Banat gab es lange vor nationalstaatlichen Grenzziehungen. Nachdem Prinz Eugen die Osmanen aus der Tiefebene um Temeswar vertrieben hatte, machten die Habsburger das Banat zum südöstlichen Außenposten ihres Reichs. Fast drei Jahrhunderte, bevor in der Stadt 1989 der erste Funke flog, der die Ceausescu-Diktatur in Rumänien beendete. Es waren die multilingualen, multiethnischen Einwohner von Temeswar, die stolz waren, dass sie die Radioprogramme ihrer serbischen und ungarischen Nachbarn verstanden - und sich mit Besteck und Draht Antennen bauten.

Die Grenze ist hier immer nah, im rumänischen Banat. Die Grenznähe sorgte in den letzten Wochen des Kommunismus für den entscheidenden Informationsvorsprung. Die Grenznähe brachte ihren Bewohnern in den 1950ern den Generalverdacht ein, mit dem nun verfeindeten Tito-Jugoslawien zu sympathisieren. Zwangsumsiedelungen waren die Folge.

Das Banat ist eine Region der Zuzüge und der Abwanderungen. Die Nachkommen der einst von Maria Theresia aus Glaubens- und Wirtschaftsgründen hergeschickten Donauschwaben sind fast alle fort, dafür kommen neue Einwohner aus anderen Teilen Rumäniens. Das Banat ist dabei eine Region der Kontraste: dem florierenden Temeswar steht das dünn besiedelte Land mit seinen tiefen Himmeln und kleinen Dörfern gegenüber.

Dorthin geht die Reise, über weite flache Ebenen, wo deutsche Ortsnamen an die Donauschwaben erinnern - und kleine Museen von den Töchtern und Söhnen der Gegend erzählen: die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller stammt ebenso aus dem Banat wie der romantische Dichter Nikolaus Lenau. Und weiter geht es nach Osten, wo an den waldigen Ausläufern der südlichen Karpaten einst die Dampflokomotiven für die Donaumonarchie gebaut wurden. Wo eine Fahrt über die Viadukte des Banater Semmerings an die gemeinsame Geschichte erinnert. Und wo die bröckelnde, Schönbrunner-gelbe Pracht des Kurorts Herkulesbad zeigt, dass Sissi-Nostalgie, kommunistische Schlaftürme, römische Ausgrabungen und Revitalisierungspläne in einem Tal Platz haben.

Gestaltung: Antonia Löffler
Redaktion: Ursula Burkert

Service

Im September 2022 ist eine Zugsreise in das Banat geplant
https://oe1.orf.at/static/reisekatalog22/#16


Diese Sendung steht im Ö1 Reiseatlas zum Wiederhören bereit.
https://oe1.orf.at/artikel/691524/Banat-Rumaenien


Kostenfreie Podcasts:
Ambiente Reise-Shortcuts - XML
Ambiente Reise-Shortcuts - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

  • Antonia Löffler

Playlist

Komponist/Komponistin: Roman Raithel
Gesamttitel: PIANO SOLO 2
Titel: SLAVIC WALTZ
Anderer Gesamttitel: Vielfältige Klavieraufnahmen von ruhig und erzählerisch bis zu dramatischem Sounddesign, Barklavier und Balladen. Ergänzung zur SCD 533 PIANO SOLO.
Ausführender/Ausführende: nicht genannt
Länge: 01:59 min
Label: Sonoton Vanguard

Komponist/Komponistin: Jakob Pazeller/1869-1957
Urheber/Urheberin: Jakob PAZELLER/2.1.1869 Baden bei Wien - 24.9.1957
Album: ELJEN A MAGYAR LONG LIVE THE HUNGARIANS
Titel: Souvenir de Herkulesbad op.124, Walzer
Anderssprachiger Titel: Erinnerungen an Herkulesbad, Walzer
ungar. Herkulesfürdö
Orchester: Ungarisches Staatsorchester
Leitung: Janos Ferencsik
Länge: 04:12 min
Label: Hungaroton Classic HCD 32459

weiteren Inhalt einblenden