Zwischenruf

Lars Müller-Marienburg - Ostern - hoffen, dass das Leben siegt

Es braucht die originale Botschaft - von Lars Müller-Marienburg, er ist Superintendent der Evangelischen Kirche A.B. Niederösterreich

Der Kern des christlichen Glaubens ist (fast) unglaublich: Jesus, ein Mensch, war drei Tage tot - und wird wieder lebendig.
Das einzige garantiert Sichere am menschlichen Leben (nämlich, dass es mit dem Tod endet) wird außer Kraft gesetzt. Das Leben besiegt den Tod.
Und damit nicht genug des unglaublichen Glaubens: Die Auferstehung ist nicht nur ein einmaliges Ereignis für einen Menschen vor langer Zeit, sondern das Leben aller Menschen kann nach dem Tod weitergehen. (So das Versprechen.)

Weil das so unglaublich ist und weil niemand davon berichten kann, wie die Auferstehung genau aussieht, hat man sich angewöhnt, die Hoffnung auf Auferstehung zu übersetzen und damit greifbarer zu machen.
Ostern wird jedes Jahr im März oder April gefeiert, wenn auf der Nordhalbkugel Frühling ist und in der Natur alles wächst und sprießt. Da liegt es auf der Hand zu sagen: Schaut in die Natur! Auferstehung ist wie Frühling, wenn aus kleinen Samen das volle Leben entsteht. Alles, was bis vor kurzem noch braun und kahl war, ist jetzt grün und blüht. Das Leben besiegt den Tod.
Dazu kommen noch die anderen österlichen Symbole, die auch Menschen erreichen, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben:
Ostereier, die ebenso Hoffnung auf neu entstehendes Leben zeigen. Und der Hase, das österliche Symboltier, der ja in der Natur durch seinen begeistert fruchtbaren Lebenswandel auch viel neues Leben hervorbringt.

Ich finde diese Übersetzungen gut und wichtig. In meinen Jahren als Prediger habe ich neben diesen noch einige andere Übersetzungen verwendet. Und ich denke: In normalen, ruhigen, "guten" Jahren kommt man mit den Übersetzungen gut aus: Frühlingsblumen, Ostereier und Osterhasen reichen, um Hoffnung aufs Leben zu machen. Ja, in normalen Jahren ist es sogar in Ordnung, wenn man (fast) überall nur die Übersetzungen vom fröhlichen Frühlingsfest hört - und die originale Botschaft von der Auferstehung der Toten nicht oder nur am äußersten Rand erwähnt wird.

Aber in diesem Jahr ist das anders. Es ist Krieg vor unserer Haustür. Menschen sterben - vermutlich auch in diesem Moment. Soldaten auf beiden Seiten. Aber auch Zivilistinnen und Zivilisten. Das Leben von Kindern endet durch einen Gewehrschuss oder durch eine Bombe - Jahrzehnte zu früh.

In einem Jahr wie diesem reicht mir der Osterhase nicht. In diesem Jahr ist klar: Es braucht die originale Botschaft und nicht nur ihre Übersetzungen. Ich brauche eine echte Hoffnung, dass das Leben stärker ist als der Tod.
Vor 2000 Jahren hat die römische Staatsmacht Jesus getötet. Aber sie hat nicht das letzte Wort behalten: Jesus ist auferstanden.

In diesem Jahr brauche ich diese unübersetzte Hoffnung, dass Gott die toten Soldaten in die Arme nimmt, die vorher von ihren Präsidenten und Generälen in den Tod geschickt wurden. Auch alle anderen Opfer des Krieges: Männer, Frauen und Kinder. Ich brauche die Hoffnung, dass das Leben siegt und nicht der Tod. Und ich brauche die Hoffnung, dass Gott stärker ist als alle, die todbringende Politik machen.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Edward Elgar
Album: EDWARD ELGAR: KLAVIERWERKE - Peter Pettinger
Titel: Minuet op.21 - für Klavier
Solist/Solistin: Peter Pettinger /Klavier
Länge: 04:35 min
Label: Chandos 8438

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