Mühle

APA/DPA/MARTIN SCHUTT

doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Die Mühen der digitalen Ebene

Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher


Die Möglichkeiten der Digitalisierung optimal zu nutzen, das ist auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ganz essenziell. In Österreich bestehen für den ORF aus politischen Gründen hier immer noch hohe gesetzliche Hürden. Online darf es im Wesentlichen nur sendungsbegleitende Angebote geben. Alles was darüber hinausgeht, wird von den Mitbewerbern - ob Verlage oder Privatsender - mit Argusaugen beobachtet und auch gern in Frage gestellt. Aktuell gehen die Verhandlungen über die seit Jahren verschleppte ORF-Digitalnovelle in die heiße Phase, die Zeitungsverband und der Privatsenderverband diktieren der Politik wie eh und je ihre Wünsche.


Der Sideletter als Schnee von gestern

Während die Umsetzung der Digitalstrategie für das Aufsichtsgremium des ORF, den Stiftungsrat, höchste Priorität hat, schreiben also der VÖZ und der VÖP eifrig an der Novelle zum ORF-Gesetz mit. Der Stiftungsrat ist im Moment ein bisschen mit sich selbst beschäftigt. In der derzeitigen Zusammensetzung wird das Gremium noch bis Mitte Mai existieren, dann konstituiert sich der Stiftungsrat für die nächsten vier Jahre neu. Die Bundesregierung hat am Mittwoch die von ihr zu entsendenden Mitglieder fixiert, auch die Landesregierungen haben ihre Stiftungsräte großteils schon nominiert. Personelle Signale in Richtung mehr Unabhängigkeit als Konsequenz aus der Sideletter-Affäre gibt es keine - mit Ausnahme des Burgenlands, wo die SPÖ-Alleinregierung den Komponisten und Musikproduzenten Christian Kolonovits als unabhängigen Stiftungsrat entsandt hat.


Mit Salami-Taktik zur ORF-Plattform

Das große digitale Projekt des ORF, der sogenannte ORF-Player, der TV, Radio und Online-Inhalte des ORF bündeln soll, ist seit Jahren angekündigt, aber noch immer nicht fertig. Jetzt hat diese Aufgabe Stefan Pollach übernommen. #doublecheck hat mit ihm darüber gesprochen, wann die neue multimediale Plattform des ORF nun kommt, wie sie aussehen wird, und warum junge Menschen sie nutzen werden. Pollach spricht vom Player lieber als "Veränderungsprojekt" und kündigt eine Strategie der kleinen Schritte an: Im Sommer soll das Modul "ORF Sound" mit den Audio-Inhalten der ORF-Radiosender starten, danach kommt die multimediale Wissenschaftsplattform "Topos". Mit großen Visionen ist man derzeit vorsichtig, weil die Digitalnovelle als Grundlage immer noch fehlt. Aber die Uhr tickt, sagen Medienexperten, denn der ORF ist im deutschsprachigen Raum mit seinem Programm im Netz ohnehin schon hinten nach, ein Blick auf die neue ARD-Mediathek macht das deutlich.


Wenn TikTok öffentlich-rechtlich wird

Seit einem halben Jahr gibt es die ZIB auch auf TikTok. Der Erfolg spricht für sich: Mehr als 260.000 hauptsächlich junge Menschen verfolgen die Video-Updates der wichtigsten Nachrichtenredaktion des Landes, manche Clips bekommen sogar Millionen-Likes. Während das Prestigeprojekt den Unmut der Privaten erntet, heißt es weiter Warten auf die große Social-Media-Strategie von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Intern seien die Vorbereitungen für einen stärkeren Online-Auftritt weit gediehen, sagt Weißmann im #doublecheck-Interview. Alles steht und fällt aber mit der Digitalnovelle, die derzeit hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Und für den ORF drängt die Zeit. Das Ziel für Weißmann steht fest: Der ORF soll der "Leuchtturm im Meer der ungefilterten Nachrichten" werden.

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