Diagonal stellt vor - Das Magazin am Monatsanfang

7. Mai 2022, 17:05

Zukunftshof Rothneusiedl - Initiative für urbane Landwirtschaft

Im Jahr 2015 kaufte der Wohnfonds Wien den "Haschahof", einen rund 130 Jahre alten Gutshof in Wien Rothneusiedl, und wollte ihn abreißen lassen. In Rothneusiedl soll auf bestem Ackerboden ein neuer Stadtteil mit 20.000 Wohnungen entstehen. Schneckenzüchter Andreas Gugumuck, direkter Anrainer, der den Gutshof seit Kindertagen kennt, trommelte innovative Lebensmittelproduzenten zusammen und gründete die Genossenschaft und den Verein "Zukunftshof". Sie erreichten, dass sie den Hof für 25 Jahre nutzen dürfen, und wollen dort zeigen, wie eine urbane Landwirtschaft und Veredelung aussehen kann - mit geringem Bodenanspruch, Kreislaufwirtschaft, Kooperation und Innovation, für eingesessene und zukünftige Bewohner, vereint mit Kunst und Kultur. Sie wollen nichts weniger als die Stadtplanung umkrempeln. Statt ein paar Hochbeeten als Alibi-Grün wollen sie eine ultralokale Lebensmittelproduktion, die integraler Bestandteil des neuen Stadtteils ist. Gestaltung: Sonja Bettel.

Arca - Avantgardepop Produzentin aus Venezuela

Arca war neben Soap and Skin der Headliner des ersten Wochenendes des Donaufestivals in Krems. Als eine der einflussreichsten Künstlerinnen des Jahrzehnts wurde sie 2019 vom US-amerikanischen Vice Magazin angeführt, obwohl sie mit ihren Verkaufszahlen noch nicht mit den Größen mithalten konnte, für die sie schon als Produzentin arbeitete, wie etwa Kanye West, Björk und FKA Twigs. Das ständige Verschieben von Genre- und Gendergrenzen steht ganz oben auf Arcas Agenda, die sich zuerst als nicht binär outete und mittlerweile als Transfrau lebt. Im Dezember 2021 vervollständigte sie ihre fünfteilige Albumserie Kick, in der sie ihre Transformation auch künstlerisch thematisiert, was sich nicht zuletzt in ihren Videos zeigt, in denen sie ihre Cyborgfantasien auslebt. In Krems gab sie sich eher schlicht und zurückhaltend, sorgte dann aber doch für Überraschung. Astrid Schwarz berichtet.

Julian Warner - Künstler, Performer, Musiker, Theoretiker

Schon sein Künstlername "Fehler Kuti", der sich an den nigerianischen Afrobeat-Musiker und politischen Aktivisten Fela Kuti anlehnt, deutet die Stoßrichtung von Julian Warners Idee an, Musik und Politik zusammenzubringen. Dass das 2022 nicht mehr bruchlos möglich ist, unterstreicht das Donaufestival in Krems mit seinem Titel "Stealing the Stolen". Das antirassistische Diskurs-Schlagwort der Stunde, die kulturelle Aneignung, die "Cultural Appropriation", hat in der Popkultur historisch - man denke nur an die Sample-Technik - zur spielerischen Weiterentwicklungen geführt. Julian Warner, in Deutschland geborener und aufgewachsener Brite, ist Künstler und Kulturanthropologe. Seine partizipative Performance "The Kriegsspiel", die noch bis 8.5. beim Donaufestival in der Kunsthalle Krems zu sehen ist, beweist, dass es keinen Krieg ohne seinen Diskurs gibt. Durch das gemeinsame Kriegsspiel sind Besucher*innen dazu eingeladen, bisher unverdächtige Bereiche der modernen Welt als Kriegsschauplätze zu verstehen. Julian Warner alias Fehler Kuti im Gespräch mit Petra Erdmann.

Das Buch als Kunst - "Gelatin ATLAS Gelitin"

Zeit für einen Rückblick auf die Künstlergruppe Gelatin: Im eben im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König erschienen Buch "Gelatin ATLAS Gelitin" sind Projekte der letzten Jahre versammelt, um genau zu sein "Everything from 2008 to 2022", wie es im Untertitel heißt. Keine chronologische Abhandlung der Ausstellungen, Installationen, Performances, Interventionen und Aktionen ist es, sondern ein alphabetisch nach Orten geordneter Atlas - von Antwerpen, Berlin und Buffalo bis Venezia, Wien und Zürich. Der Leinen-Einband wurde in Fußarbeit gefertigt: jedes Exemplar trägt originale Gelatin-Schuhabdrücke in altrosa und himmelblau. Gestaltung: Anna Soucek.

Bibiana Amon - eine Spurensuche

Heute würde man eine Frau wie Bibiana Amon wohl ein It-Girl nennen: Sie verkehrte während und nach dem Ersten Weltkrieg in den wichtigsten Kaffeehausliteratenzirkeln Wiens, sie war eine Freundin bedeutender Männer wie Egon Schiele, Peter Altenberg und Anton Kuh und sie hatte einen Drogenkonsum, der es jederzeit mit dem eines Rockstars der 1960er Jahre hätte aufnehmen können.
Der Literaturwissenschaftler Walter Schübler entreißt mit einer gerade erschienen biografischen Skizze eine Frau der Vergessenheit, die mit "Barrieres" nur einen Roman hinterlassen hat - aber der hat es in sich. Gestaltung: Thomas Mießgang.

Präsentation: Ines Mitterer

Service

Biennale Venedig

Zukunftshof

Milan Urban Food Policy Pact

Donaufestival

Fehler Kuti

Installation "The Kriegsspiel" von Julian Warner

Gelatin Gelitin

Peter Assmann, Florian Waldvogel, Gelatin Gelitin: "Gelatin Gelitin Atlas", Verlag der Buchhandlung König

Walter Schübler: "Bibiana Amon. Eine Spurensuche", Edition Atelier

Diagonal Serie "Das Buch als Kunst" - Alle Folgen

Aus rechtlichen Gründen kann "Diagonals feiner Musiksalon" nicht zum Download angeboten werden.

Sendereihe

• Diagonal