Born to swing, bound to be forgotten

11. Mai 2022, 17:30

Sie war wohl die erste, vielleicht auch die einzige afroamerikanische Jazzsängerin, die ihre Schallplattenkarriere in Tokio begann - mit grandiosen Aufnahmen von Songs wie "Lazy Bones", "Dinah" oder "St. Louis Blues" in Japanisch und Englisch. Die 1915 geborene Virginia Louise "Midge" Williams begann gemeinsam mit ihren Brüdern in einem Vokalquartett, das sie 1933 nach China und 1934 nach Japan führte. Zurück in den USA wurde Midge Williams zur gefragten Solistin bei hochkarätigen Swing-Bands wie jenen von Frank Froeba, Jerry Freeman und Teddy Wilson (mit Ben Webster am Tenorsaxofon) oder Miff Mole's Molers (mit Posaunist Glenn Miller).

Ab 1937 nahm sie dann unter dem Namen "Midge Williams and her Jazz Jesters" auf, wobei hinter diesen "Jazz Jesters" Spitzenmusiker wie das Raymond Scott Quintette steckten und etwas später die Trompeter Frankie Newton und Charlie Shavers, Klarinettist Buster Bailey, Bassist John Kirby oder Pianist Billy Kyle. Doch am Höhepunkt ihrer Karriere machte Williams einen entscheidenden Fehler und nahm 1938 ein Engagementangebot von Louis Armstrong an, der ausgiebig mit seiner Big Band tourte. Drei Jahre lang stand sie auf den großen Bühnen der USA, machte aber in dieser Zeit keine einzige Aufnahme mit dem legendären Trompeter, der im Studio stets selbst sang. Als sie 1941 ausstieg und dann auch noch mit gesundheitlichen Problemen kämpfte, hatte sie den Anschluss in der schnelllebigen Plattenindustrie verloren und geriet schnell in Vergessenheit. 1952 ist sie im Alter von 36 Jahren an Tuberkulose gestorben.

Mit ihrer klaren, hellen Stimme und ihrem geschmeidigen, schnörkellosen Gesang zählt Midge Williams zu den großen Sängerinnen der Swing-Ära. Höchste Zeit für ein Comeback im Radio!

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Michael Neuhauser