Ferdinand Planegger

Ferdinand Planegger - ORF/EVA ROITHER

Hörbilder

Befreiung von Sucht. Am Wendepunkt VI

"Hörbilder"-Reihe und Podcastserie in 12 Folgen - "Am Wendepunkt. Wenn das Leben die Richtung ändert": Der Vorarlberger Anton Sutterlüty erzählt, wie er über einen Millionengewinn zu seiner Berufung fand. Von Natasa Konopitzky ++ Alkoholsucht und Obdachlosigkeit. Der pensionierte Unternehmer Ferdinand Planegger erzählt von seinem langen Weg aus der Abhängigkeit. Von Eva Roither

"Dann war es für mich plötzlich klar: Das ist es."

In Anton Sutterlütys Leben gab es viele Wendepunkte. Der erste war im Alter von zehn Jahren: er griff auf dem Bauernhof seiner Eltern im Bregenzerwald zum Telefonhörer und meldete sich in einem katholischen Internat an, um Priester zu werden. Der zweite kam zehn Jahre später. Bei einem Spaziergang wurde dem Theologiestudenten klar, dass er seinen Glauben für immer verloren hatte. Er trat aus der Kirche aus, studierte Kunstgeschichte und wurde Kunstvermittler in Wien. Mit Mitte 30 saß er vor dem Fernseher und schaute die Millionenshow. Durch eine spontane Eingebung rief er bei der Millionenshow an und bewarb sich als Kandidat. Ein paar Wochen später saß er gemeinsam mit 30 anderen KandidatInnen im Bus nach Köln, wo die Aufzeichnung der Millionenshow stattfand. Seine Mitstreiter träumten von Schuldenfreiheit, großen Häusern, schnellen Autos und langen Reisen. Anton Sutterlüty hatte keine Pläne. Zehn Millionen Schilling waren eine unvorstellbare Summe für ihn. Mit einem Glücksstein in der Tasche, den er am Vortag gemeinsam mit seinem kleinen Sohn auf dem Spielplatz gefunden hatte, gewann er als Erster in der Geschichte der Millionenshow den Hauptgewinn. Er behielt zunächst seinen Job, versuchte sich als Performer und interessierte sich für eine therapeutische Ausbildung. Schließlich zog es ihn zum Käsemachen und zum Käsehandel. Da hatte er das Gefühl, angekommen zu sein. "Der Käse hat mich mitgenommen und wir haben eine gemeinsame Reise gestartet, die bis heute anhält".


"Sie sagte zu mir: Ferdinand, ich begleite dich!"

"Die Bilder sind alle da. Alle. Ich muss nur die Augen schließen, da beginnen sie, sich zu bewegen." Bei dieser Bewegung dabei zu sein, ist ein Erlebnis. Ferdinand Planegger, Jahrgang 1946, ist ein Erzähler, der weit ausholt und die Zuhörer/innen mitnimmt zur entscheidenden Wende seines Lebens: Ende der 1970er Jahre ist ert Mitte dreißig, hat keine feste Unterkunft, ist schwerer Alkoholiker und suizidgefährdet. Durch einen Aufkleber wird er auf die Telefonseelsorge aufmerksam. Er beginnt, von der Telefonzelle aus, mit den Beraterinnen zu reden, manchmal dauern die Gespräche stundenlang. Immer wieder werden für ihn Termine beim sozialmedizinischen Dienst ausgemacht, um einen Entzug in die Wege zu leiten. Eineinhalb Jahre lang. Aber er schafft es nicht. "Ich trau mich nicht, ich schäm mich so", sagt er zu einer der Beraterinnen, bis diese den für ihn entscheidenden Vorschlag macht, ihn zum Arzt zu begleiten. Planeggers zweites Leben beginnt mit dem Alkohol-Entzug und dem Nachholen von Abschlüssen: dem Schulabschluss, dem Facharbeiterbrief, der Meisterprüfung für Fliesenleger. Und mit der Gründung eines Fliesen-Fachbetriebes in Salzburg. Aber damit nicht genug: In der Pension beginnt er zu schreiben.

Gestaltung: Natasa Konopitzky und Eva Roither
Soundstücke: Stefan Weber
Redaktion: Elisabeth Stratka

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Links

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Anton Proksch Institut

Leondinger Akademie für Literatur

Schreibwerkstatt Waldviertel


Buchtipps
Ferdinand F. Planegger: Hin und Weg, Verlag story.one
Ferdinand F. Planegger: Kleiner Gauner, Verlag story.one

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