APA/ROLAND SCHLAGER
Radiokolleg - Knappes Holz
Ein nachhaltiger Wirtschaftsfaktor? (1) Gestaltung: Sabine Nikolay
30. Mai 2022, 09:05
Von alters her war Holz einer der wichtigsten Rohstoffe: Man heizte mit Holz, errichtete Unterstände, Häuser, Schuppen und Stallungen, schnitzte daraus landwirtschaftliche Geräte, Möbel, Küchenutensilien usw. Ganze Städte wurden mit dem Werkstoff Holz errichtet, viele in Kriegen zerstört, wie zum Beispiel Moskau durch die Truppen Napoleons. Weil Holz brennt, baute man ab der Renaissance mit Ziegeln und schließlich in den 1980-er Jahren der Dekade der Brut-Architektur, hieß es dann: "Alles Beton". Doch die Zeiten haben sich wieder geändert, heute werden sogar Hochhäuser aus Holz gebaut.
Was für eine Art Rohstoff ist Holz? Seine erste hervorstechende Eigenschaft: Holz wächst beständig nach. Sein Vorkommen ist nie erschöpft und in Zeiten der Klimaerwärmung kann das Wachsen von Bäumen den Planeten retten. Andererseits hat der Umgang des Menschen mit dem Holz den Planeten auch geformt: Bis zum Mittelalter waren Europa und die britischen Inseln von dichten Wäldern bedeckt - heute gibt es in Europa nur noch zwei Urwaldgebiete. Die britischen Inseln sind fast gänzlich abgeholzt. Ohne Holz keine Entdeckung Amerikas - Holz war der Rohstoff für den Schiffsbau und den Handel.
Die Ressource Holz - obwohl nachwachsend - wird weltweit dennoch knapp. Das hat mit der immer großer werdenden Weltbevölkerung zu tun - bald leben 9 Milliarden Menschen auf der Erde - und ihrem Bedarf an Bau- und Heizmaterial. Um Europas Bedarf an Holz zu decken, muss es importiert werden. Bei knapper werdendem Angebot steigen die Preise für Tischlerware und Architektenhäuser. Dennoch bieten Möbelhäuser ständig neue billige Ware an: hier werden mit Spanplatten, Echtholz-Furnier und Maschinenverarbeitung Schnäppchen produziert, die beim nächsten Ausverkauf im Müll landen.
In Rumänien ist die Holzmafia dabei, die letzten unberührten Wälder für diese Massenproduktion zu vernichten. Ähnliches geschieht im Amazonasgebiet, wo Urwaldriesen gefällt werden um Landwirtschaftsflächen für den Soja-Anbau zu gewinnen. Bis solche Bäume nachwachsen, vergehen Jahrhunderte. Die Folge: steigende Preise, sinkende Qualität und höhere CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre. Das Naturprodukt Holz hat besondere Eigenschaften: Hölzerne Schneidbretter enthalten zum Beispiel antiseptische Stoffe, obwohl der Baum aus dem sie geschnitzt sind, längst "tot" ist.
Petrifiziertes Holz erzählt über vergangene Epochen und Bäume dienen als Wissensspeicher: Jahresringe geben Auskunft über das Wetter früherer Epochen und die Stämme können Material einschließen, das Aufschluss gibt über Ereignisse der Vergangenheit. Und der Klimawandel? Holzpellets lösen Ölheizungen ab, Bäume binden CO2 - Aufforstungsprojekte mildern die Last der Treibhausgase in der Atmosphäre. Allerdings: Europa und Nordamerika haben ihren Baumbeständen weitestgehend den Garaus gemacht, in afrikanischen Ländern und Brasilien besteht die "Lunge" der Erde noch. Darf der Westen fordern, den Regenwald zu schonen?
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