ANDREAS FRIEDLE
Passagen
Wir müssen streiten lernen - eine Ethik der politischen Gegnerschaft
Aus dem RadioKulturhaus Wien - Im Zeit-Raum: Johannes Kaup im Gespräch mit der Rechtsphilosophin Marie-Luisa Frick und dem Diplomaten Emil Brix. Mitschnitt aus dem Großen Sendesaal vom 23. Mai 2022. Bearbeitung: Haimo Godler
27. Juni 2022, 16:05
Der Angriffskrieg auf die Ukraine, die gesellschaftlichen Kontroversen rund um die Pandemie-Maßnahmen, aber auch die Erfordernisse einer entschlossenen Klimapolitik. Sie alle offenbaren in unterschiedlichem Maß ein großes Defizit in Sachen Konfliktlösungskompetenz. Dabei gehören Konflikte zum Wesen des Politischen. In demokratischen Verhältnissen ist die politische Arbeit durch Strategien erfolgreicher Konfliktlösungen charakterisiert. Dabei muss man nicht unbedingt einen Konsens finden, denn es gibt Situationen - wie aktuell beim Krieg in Osteuropa - die humanitär und völkerrechtlich als (Kriegs-)verbrechen einzustufen sind. Aber auch abseits dessen kann der Zwang zum Konsens das Politische verfehlen.
Deshalb ist es hoch an der Zeit, nach einer Ethik der politischen Gegnerschaft zu fragen. Dabei geht es nicht nur um die Lösung von Konflikten, es geht auch darum, wie sie ausgetragen werden sollen. Das sind (über-)lebenswichtige Fragen für die Demokratie und den Rechtsstaat. Emil Brix ist Direktor der Diplomatischen Akademie in Wien. Der studierte Kulturpolitiker und Historiker war Generalkonsul ist Krakau, Botschafter in London und zuletzt Botschafter in Moskau. Maria Luisa Frick lehrt Rechtsphilosophie und Politische Philosophie an der Universität Innsbruck. Mit zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, Vorträgen und Publikationen hat sie sich in diesem Bereich einen Namen gemacht. Zuletzt erschien von ihr "Zivilisiert streiten lernen. Zur Ethik der politischen Gegnerschaft" (Reclam)
Sendereihe
Gestaltung
- Haimo Godler