Zwei Origami-Würfel

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Salzburger Nachtstudio

Nicht gesagt, aber gedacht.

Nicht gesagt, aber gedacht. Zum Phänomen der inneren Sprache. Gestaltung: Katrin Mackowski

Was geschieht beim Denken, Phantasieren oder dem, was wir inneres Monologisieren, inneres Sprechen nennen? Nach Sokrates ist das Imaginieren ein stilles Reden zu sich selbst - manchmal am Übergang zwischen Sprach- oder Bildvorstellungen bis hin zur Wahrnehmung und Verarbeitung von Geräuschen. Teilweise passiert das mehrstimmig. Die Philosophin Nikola Kompa geht diesem Phänomen nach. Doch auch aus dem Alltag kennen wir das innere Sprechen. Für viele mag das Lesen von der Erfahrung einer inneren Stimme begleitet sein oder auch das innerliche Rezitieren eines Gedichtes. Für andere wiederum ist das Denken selbst mit Wörtern und Sprechen verknüpft. Auch das lautlose Singen eines Liedes und das vorbereitende Durchgehen eines Vortrags im Kopf können innerlich sprechend ablaufen.

Inneres Sprechen ist ein spekulatives Feld. Das zeigen schon die vielen Begriffe, die dafür verwendet werden. Es wird als Selbstgespräch, innerer oder interner Dialog sowie als Monolog, Selbstkommunikation und automatische Gedanken bezeichnet. Psychiater sprechen auch vom "Gedankenlautwerden", das bei bestimmten psychischen Erkrankungen auftritt und bis zu akustischen Halluzinationen der eigenen Gedankenwelt führen kann.

Das innere Sprechen nimmt sehr unterschiedliche Formen an. Es ist mit Lev Vygotsky, einem russischen Psychologen gedacht, in seiner Struktur zumeist fragmentarisch und stark verkürzt bis hin zur Wortlosigkeit. Vygotsky hat erforscht, dass das innere Sprechen mit der Phase des Spracherwerbs und mit dem Denkprozess selbst verbunden sein muss. Darüber denken Psycholinguisten wie Jutta Müller, aber auch Hirnforscher rund um das Team der Genfer Neurologin Anne-Lise Giraud nach. Die Schweizer Wissenschaftler haben herausgefunden, welche Gehirnwellen wesentliche Informationen für die Decodierung der "inneren Sprache", also der gedachten Wörter und Sätze, enthalten. Dieses Phänomen jedoch tatsächlich zu entschlüsseln, gelang bisher nicht.

Ein Salzburger Nachtstudio von Katrin Mackowski

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