Bilanz in Bosnien und Herzegowina

19. Juli 2022, 13:00

Die Sicherheit Europas entscheide sich auch in Bosnien und Herzegowina, nicht nur in der Ukraine, sagt Valentin Inzko. Nach dem Krieg von 1992 - 1995 war der Jurist und Diplomat zunächst österreichischer Botschafter und von 2009 bis 2021 Hoher Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft - ein Amt, das bei der Neuordnung des Landes geschaffen wurde und das Inzko weit länger innehatte als seine Vorgänger.

In der Zeit nach dem Vertrag von Dayton, der den Krieg beendete, sei vieles erreicht worden, resümiert Valentin Inzko. Aus drei Fahnen sei eine geworden, aus drei Nummerntafeln eine einheitliche; vor allem gebe es eine einheitliche Armee und eine gemeinsame Nationalhymne - auch wenn der Text noch fehle.

In letzter Zeit verschärfen sich aber die Angriffe auf den Gesamtstaat. Immer wieder werden staatliche Institutionen in der Republika Srpska abgeschafft, bis die entsprechenden Gesetze vom Verfassungsgerichtshof von Bosnien und Herzegowina aufgehoben werden. Die Führung des serbischen Landesteils arbeitet offen auf Sezession hin.

Ist das Amt des Hohen Repräsentanten überholt, sollte es abgeschafft werden? Sollte die Internationale Gemeinschaft sich aus Bosnien und Herzegowina zurückziehen und das Land seinem Schicksal überlassen - auch wenn das sein Auseinanderbrechen bedeutet? Was wären die Folgen?

Valentin Inzko spricht sich für ein fortgesetztes und verstärktes internationales Engagement aus - und betont den Unterschied zwischen dem konstruktiven und friedlichen Miteinander im Alltag und den Positionen politischer Führer: Bosnien und Herzegowina könnte eine Schweiz des Balkan sein.

Johann Kneihs spricht mit dem vielsprachigen Diplomaten, der seit 2010 auch Vorsitzender des Rats Kärntner Slowenen ist, über seine Bilanz nach langjähriger Tätigkeit in Südosteuropa, über die vielschichtigen Beziehungen von Bosnien und Herzegowina zu Österreich und darüber, wie aus Feinden Freunde werden können.

Die Redaktion freut sich über Ihre Teilnahme am Gespräch: während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 69 79, kostenlos innerhalb Österreichs, oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at.

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