Nächtliche Helfer in Not

16. August 2022, 13:00

Fledermäuse macht vieles interessant: Sie sind hochsoziale Säugetiere, die in großen Gruppen leben. Sie sind nachts aktiv. Sie fliegen geräuschlos - nicht mit Flügeln aus Federn, sondern aus Haut. Sie orientieren sich mithilfe von Ultraschall. Tagsüber hängen sie am liebsten kopfüber in ihren Verstecken, meist sind es Höhlen, manchmal auch Dachböden. Und sie können ein hohes Alter erreichen: Eine Fledermaus mit einem Körpergewicht von vier bis acht Gramm kann bis zu 40 Jahre alt werden und sich bis zu ihrem Lebenswende fortpflanzen. Als Bestäuber und Insektenvertilger spielen sie eine wichtige Rolle für Ökosysteme.

Weltweit sind mehr als 1.400 Fledermausarten bekannt. In Österreich findet man nicht einmal 30 Arten und sie alle sind schutzbedürftig. Hierzulande zählt die Fledermaus zu den gefährdetsten Säugetierarten. Mit dem Aufkommen der industrialisierten Landwirtschaft in den 1950er und -60er Jahren erlebten die Populationen einen starken Knick. Erholt haben sie sich seitdem nicht - eine Fledermaus bekommt im Jahr nur ein Junges.

In anderen Weltregionen sind die Bedrohungslagen vielfältiger. In Südostasien leben zwar sehr viel mehr Arten und Exemplare als in Europa, dort werden sie allerdings auch gejagt, gehandelt und gegessen. Der Mensch dringt in ihren Lebensraum ein, sammelt den wertvollen Kot, der ein potenter Pflanzendünger ist, verwandelt Habitate in landwirtschaftliche Flächen.

So kommt es auch zu engerem Kontakt zwischen Fledermäusen und Menschen. Das dürfte Ursache der Coronavirus-Pandemie gewesen sein. Fledermäusen leben mit SARS-verwandten Coronaviren, ohne krank zu werden. Beim Menschen löst das SARS-Coronavirus-2 die Erkrankung Covid aus, die sich weltweit rasant verbreitete.

Auch dieser Umstand bedroht das Überleben der Fledermäuse: Obwohl es in Ländern wie Österreich keine Virenübertragung gegeben hat, bleibt das Vorurteil haften. Was also unterscheidet südostasiatische Fledermausarten von den heimischen? Welche Funktionen haben die Insektenfresser für unser Ökosystem? Und wie können die fliegenden Säugetiere geschützt und ihre Lebensräume erhalten werden?

Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit dem Zoologen Guido Reiter, Leiter der Koordinationsstelle für Fledermausschutz (KFFÖ).

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