Szene aus "Die Juden", 2003

APA/DPA/CLAUDIA ESCH-KENKEL

Ö1 Hörspiel

Lessings bittere Komödie über Antisemitismus

"Die Juden". Von Gotthold Ephraim Lessing. Mit Branko Samarovski, Robert Tessen, Wolfgang Stendar, Peter Striebeck, Hans Hessling, Dietlindt Haug und Helma Gautier. Ton: Josef Adelberger. Bearbeitung und Regie: Klaus Gmeiner (ORF 1966)

In seinem selten aufgeführten Lustspiel "Die Juden" thematisiert der damals 20jährige Gotthold Ephraim Lessing Antisemitismus und das Verhalten einem "Fremden" gegenüber. Als kühn und radikal kann dieses Jugendwerk des bedeutendsten deutschen Schriftstellers der Aufklärung bezeichnet werden, zeigt es doch zum allerersten Mal eine positiv gezeichnete jüdische Figur auf der Theaterbühne. "Die Juden" gilt als Vorstufe und komisches Gegenstück zu "Nathan, der Weise".

Ein Reisender rettet einem Baron, der von seinen eigenen, zur Tarnung als Juden verkleideten Bediensteten überfallen wird, das Leben. Aus Dankbarkeit verspricht der Baron dem Reisenden die Hand seiner Tochter. Als dieser bekennt, Jude zu sein, kippt die vorgeblich lustige Verwechslungskomödie in bittere Realität. "Ein Jude? Grausamer Zufall!" sagt der Baron und kann nun seinem Lebensretter seine Tochter nicht mehr zur Frau geben. Und der Bedienstete des Reisenden wirft diesem vor: "Sie sind ein Jude, und haben das Herz gehabt, einen ehrlichen Christen in ihre Dienste zu nehmen? Sie hätten mir dienen sollen. So wäre es nach der Bibel recht gewesen!"

Lessings Stück, geschrieben 1749, berichtet von einer bitteren Tatsache: Dass es gegen die Aufklärung und ihr Ziel, das allgemein Menschliche als Wesentliches unseres Seins zu verstehen, immer wieder Versuche gab und gibt, Differenzen zu konstruieren und zu behaupten.

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