Ein Blatt mit Wassertropfen

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Gedanken für den Tag

Martin Schenk über das Vertrauen in die Welt rundum

"Vom Alltag der Weltbeziehungen". Martin Schenk ist Psychologe und Sozialexperte der Diakonie

Das Baby krabbelt über den Teppich, die Mama sitzt daneben und beobachtet ihr Kind. Das Kleine dreht sich um, kommt zurück, fällt in die Arme der Mutter, schmiegt sich an, macht die Augen zu, hebt wieder den Kopf und lässt sich auf den Boden vor seiner Mutter gleiten.

Mama Gabi hat sich das alles im Video angesehen. Sie und ihr Baby sind gefilmt worden, wie sie miteinander gespielt haben. Jetzt beobachtet sie sich selber dabei. Und kommentiert das, was sie sieht. Hier geht es darum, dass Mama und Papa die Bedürfnisse und Signale ihrer Kinder erkennen und verstehen. Diese "Frühen Hilfen" richten sich an Familien, die es schwer haben und an einen Alltag, in dem große Schwierigkeiten im Aufbau der Beziehung mit dem Kind auftreten: Überforderung, existenzielle Sorgen, psychische Erkrankungen oder Gewalterfahrungen. Die "Frühen Hilfen" nützen zur Hälfte Familien mit Armutsgefährdung, ein Fünftel Alleinerziehenden und bei zehn Prozent Müttern mit Symptomen einer Depression.

Mittels Filmsequenzen können sich die Frauen selbst im Umgang mit ihrem Kind sehen - und daraus Schlüsse ziehen. Welche Bedürfnisse würde das Baby äußern, könnte es schon sprechen? Vielleicht: Ich brauche dich, damit ich die Welt erkunden kann. Pass auf mich auf. Freu dich mit mir. Ich brauche dich, damit du mich willkommen heißt, wenn ich zu dir komme. Beschütze mich. Ordne meine Gefühle. Tröste mich. Vertrauen heißt, sich der Welt zugewandt fühlen.

Bei den "Frühen Hilfen" ist es Ziel, Eltern so früh wie möglich umfassend bei der Aufgabe zu unterstützen, ihre Kinder gut und verlässlich zu versorgen, und eine sichere wie liebevolle Bindung zu ihnen aufzubauen. Wo Sicherheit da ist, da erforscht das Kind die Welt, erweitert seinen Aktionsradius, erprobt seine Freiheit. Dort, wo eine unsichere Bindung vorliegt, traut sich das Kind nicht von der Mama weg. Je sicherer aber, desto freier agiert es.

Sicherheit und Freiheit schließen sich im Sozialen nicht aus. Im Gegenteil. Jeder Gipfelstürmer braucht ein Basislager, und jedes Schiff einen sicheren Hafen. Und jedes Kind eine vertrauens- und liebevolle Beziehung.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: John Barry
Vorlage: Adam Hall
Album: THE MUSIC OF JOHN BARRY
Titel: Wednesday's child/instr. / aus dem Film "The Quiller Memorandum" / "Das Quiller Memorandum : Gefahr aus dem Dunkel"
Leitung: John Barry
Orchester: Unbekannt
Länge: 02:12 min
Label: Columbia COL 4767502

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