"London Bridge is Down." Und jetzt?

9. September 2022, 13:00

Die am vergangenen Donnerstag verstorbene Monarchin von Großbritannien war ein geradezu legendärer Stabilitätsfaktor in einem sonst in vieler Hinsicht zerrissenen und polarisierten Land. Bei ihrer Krönung 1953, acht Jahre nach dem Sieg über das sogenannte "Dritte Reich", huldigten ihr noch Abgesandte aus den britischen Kolonien und in ihrer Regierungszeit verlor ihr Reich zusehends an wirtschaftlichem und politischem Einfluss, eine Entwicklung, die durch den von ihr skeptisch beobachteten Brexit noch beschleunigt wurde. Mit der Entkolonialisierung brachte sie auch eine behutsame Modernisierung in die Monarchie und überlebte in ihrer siebzigjährigen Regierungszeit durch Klugheit und Zurückhaltungen nicht nur fünfzehn Premierminister und -Ministerinnen, sondern auch Skandale in der eigenen Familie und immense soziale und wirtschaftliche Veränderungen. Sie blieb das Symbol der Stabilität inmitten all dieser Transformationen.

Was bringt die Zukunft für Großbritannien und seine Monarchie? Kann König Charles III. tatsächlich das ramponierte Image der königlichen Familie und der Monarchie selbst retten und in eine moderne Form überführen? Als Prince of Wales fiel er sehr im Gegensatz zu seiner Mutter immer wieder durch starke Meinungen auf und sein Privatleben zwischen Frau und Mätresse war über Jahrzehnte alles andere als privat. Ist dies der Anfang vom Ende der britischen Monarchie? Kann der neue Monarch sich als Symbolfigur eines multiethnischen Landes darstellen und werden ehemalige Besitzungen wie Australien und Neuseeland, die noch immer die Queen als Staatsoberhaupt anerkannten, jetzt endgültig zu Republiken?

Die Königin wurde bis hinein in Bereich der Gegenkultur, Punk oder Grime Rap, respektiert, sie war eine integrative Symbolfigur für Versöhnung und Zusammenhalt, beobachtet der in England lebende Journalist und Musiker Robert Rotifer. Konflikte in der Gesellschaft könnten zukünftig verstärkt aufbrechen - auch an den "Rändern" des Vereinigten Königreichs, in Nordirland oder Schottland.

Philipp Blom und Johann Kneihs sichten politische und Medienreaktionen und sprechen mit Robert Rotifer und mit Ihnen. Was hat die Queen für Sie bedeutet, wie haben Sie ihre Ära erlebt und was erwarten Sie für die Zukunft Großbritanniens und Europas ohne Elisabeth?

Wie immer freut sich die Redaktion über rege Beteiligung am Gespräch, telefonisch unter 0800 22 69 79 während der Sendung, oder via E-Mail an punkteins(at)orf.at.

Sendereihe

• Punkt eins