Verónica Estrada - (CC BY-SA 3.0)
Radiokolleg - Cyborgs in der Popmusik
Von Janelle Monae und Arca bis Kai Landre & Co (3)
14. September 2022, 09:45
Seit die Figur des Cyborgs in den 1960er Jahren erstmals im Kontext der Raumfahrt auftauchte, um eine Art technologische Anpassung des Menschen an die außerirdische Umwelt zu erreichen, sicherte sich die Figur schnell ihren Platz in der Popkultur. Als Hybrid aus Kybernetik und Organismus, als Mischwesen aus Maschine und Mensch, also das Natürliche und Künstliche in sich vereinend, fand die Figur des Cyborgs in Science-Fiction-Klassikern wie "RoboCop" (1987) oder auch in neueren Produktionen wie der HBO-Serie "Westworld" (2016) großen Anklang - als futuristisches Spiel mit Optimierungsfantasien, fernab der menschlichen Sterblichkeit.
Aber auch in der populären Musik wurde das Konzept der hybriden Identitäten immer wieder neu aufgegriffen: Etwa durch die Nutzung moderner Technologien wie Stimmverzerrungseffekte, die die menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten erweiterten und die Grenzen zwischen Mensch und Maschine zunehmend verschleierten. Kraftwerk, Kanye West oder neuere Acts wie das PC-Music-Kollektiv oder das Hyperpop-Duo 100gecs sind nur einige wenige Musiker:innen, die mit dieser Cyborg-Ästhetik spielen.
Maßgeblich für die Verankerung der Cyborg-Ästhetik in der Popmusik war jedoch die Weiterentwicklung der Theorie durch das feministische Cyborg-Manifest von Donna Haraways, das einen ganz neuen Blickwinkel für Feminist:innen und Künstler:innen eröffnete: Die halb-fiktive, halb-reale Figur des Cyborgs existiert bei Haraway losgelöst von zugeschriebenen Grenzen wie Klasse oder Ethnie und frei von hierarchischen Dualismen wie Natur/Kultur oder Mann/Frau als eine Art Befreiungsfigur, die Machtstrukturen hinter sich lässt.
In der Musikviertelstunde erforscht Melissa Erhardt die Umsetzung dieser Cyborg-Metapher in der Popmusik: Von der queeren, afroamerikanischen Musikerin Janelle Monae, die inspiriert vom Science Fiction-Filmklassiker "Metropolis" und mithilfe ihres Cyborg-Alter-Ego Cindi Mayweather jahrelang ihr eigenes afrofuturistisches Cyborg-Universum aufbaute, über die nicht-binäre venezolanische Produzentin Arca, die auf ihrer "Kick" Albumserie die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, Tier und Mensch, Mann und Frau zunehmend verschwinden lässt bis hin zu Kai Landre, dem ersten tatsächlichen Cyborg-Musiker, der mithilfe seines "Cosmic Sense" kosmische Strahlungen wahrnimmt, in Klang übersetzt und daraus tanzbare Musik entstehen lässt, in der er sich mit seiner Cyborg-Identität auseinandersetzt.
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Sendereihe
Gestaltung
- Melissa Erhardt
Playlist
Komponist/Komponistin: Diana J Nucera
Komponist/Komponistin: Tristram Warrack Taylor
Titel: Soft Parade
Ausführende: Mother Cyborg
Label: PXNKLXZRD
Komponist/Komponistin: Diana J Nucera
Komponist/Komponistin: Tristram Warrack Taylor
Titel: Parts Of Ease
Ausführende: Mother Cyborg
Label: PXNKLXZRD
Komponist/Komponistin: Charles Joseph II
Komponist/Komponistin: Janelle Monáe
Komponist/Komponistin: Kellis Parker Jr.
Komponist/Komponistin: Nathaniel Irvin III
Titel: Violet Stars Happy Hunting!!!
Ausführende: Janelle Monáe
Label: Bad Boy Records
Komponist/Komponistin: Charles Joseph II
Komponist/Komponistin: Janelle Monáe
Komponist/Komponistin: Nathaniel Irvin III
Titel: Faster
Ausführende: Janelle Monáe
Ausführende: Nate Wonder
Ausführende: Roman GianArthur
Ausführende: The Wondaland ArchOrchestra
Label: Bad Boy / Wondaland
Komponist/Komponistin: Charles Joseph II
Komponist/Komponistin: Janelle Monáe
Komponist/Komponistin: Nathaniel Irvin III
Titel: Neon Valley Street
Ausführende: Janelle Monáe
Ausführende: Nate Wonder
Ausführende: Roman GianArthur
Ausführende: The Wondaland ArchOrchestra
Label: Bad Boy / Wondaland
Komponist/Komponistin: Jon Brion
Titel: Jane's Dream
Ausführende: Janelle Monáe
Label: Bad Boy Records
Komponist/Komponistin: Charles Joseph II
Komponist/Komponistin: Janelle Monáe
Komponist/Komponistin: Nathaniel Irvin III
Titel: Crazy, Classic, Life
Ausführende: Janelle Monáe
Label: Bad Boy Records