Radiokolleg - Lexikon der österreichischen Popmusik

29. September 2022, 09:45

Bereits mehr als 100 Einträge umfasst das Lexikon der österreichischen Popmusik.
Leben und Werk einzelner Musiker/innen und Bands werden dokumentiert, ihre Bedeutung für die österreichische Musiklandschaft wird reflektiert und ihr Beitrag zu einer kritischen Gegenkultur gewürdigt.


salute - Britische Beats mit Wiener Wurzeln
Großbritannien ist der zweitgrößte Musikmarkt der Welt. Die Geschichten und Mythen elektronischer Musik sind dort bekannter, Radio-Tantiemen üppiger und das Publikum ist ausgelassener. salute weiß früh, dass er auf die Insel ziehen will. 2014 packt er mit 18 die Koffer. Mittlerweile ist salute einer der gefragtesten Produzenten elektronischer Musik des Landes.
Er wächst in Wien Donaustadt fernab des Nachtlebens auf. Der Vater - Taxifahrer - und die Mutter - Krankenschwester - verbringen die Sonntage lieber in der katholischen Kirche. Sein älterer Bruder führt ihn schließlich in die Geheimnisse der Musik ein. Wiener Clubs und experimentelle elektronische Spielarten prägen ihn. Zum auswandern bewegt salute - bürgerlich Felix Nyajo - nicht zuletzt auch der alltägliche Rassismus. Mit 14 Jahren wird er in der Nähe seines Elternhauses von zwei bewaffneten Jugendlichen attackiert, der Schock sitzt noch länger tief.

Doch auch kleine Aggressionen wären für Menschen mit dunkler Hautfarbe viel häufiger als in Großbritannien. Er fertigt Remixe für Größen wie Sam Smith, D.R.A.M. oder Abra an. Seine Tracks sind stark von britischem Garage beeinflusst, wollen einem Radio-Publikum gefallen und schaffen es auf die gefragten Playlists der großen Streaming-Plattformen oder auf die Soundtracks von Computerspielen.
Angebote von Major-Labels lehnt er wegen schlechter Konditionen ab. Gleichzeitig wird er nicht müde, sich in Diskussionen einzumischen. Kürzlich kündigt er auf Twitter an, dass er auf keinen Festivals spielen wird, die nicht ein Mindestmaß an Diversität erfüllen. Er spricht sexuelle Belästigung durch Techno-Ikonen offen an wie auch exploitative Strukturen in der Musikindustrie. salute hat etwas zu sagen. Gleichzeitig sind euphorische Dance-Tracks wie "Honey", "Joy" oder "Light Up" der Grund, warum ihm Menschen zuhören, warum der 26-Jährige mittlerweile Hallen füllt und das renommierte DJ Mag ihn ausführlich porträtiert.
Gestaltung: Stefan Niederwieser
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