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Wenn im Medien-Ring der Gong ertönt

Wenn im Medien-Ring der Gong ertönt +++ Verdreifachung der Presseförderung +++ Die Blaue Seite als ewiges Feindbild +++ Es ist Kooperation und wer geht hin?
Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher

Nach monatelanger Hinhaltetaktik der Player in der Medienbranche und einer unauffälligen Medienpolitik kommt jetzt Bewegung in die Reformpläne der Koalition. Entwürfe für einen deutlichen Ausbau der Medienförderung und für eine Verbesserung der Transparenz bei öffentlichen Inseraten wurden vorgelegt - ein realpolitischer Kompromiss mit durchaus neuen Ansätzen. Noch nichts Neues gibt es hingegen bei der ORF-Digitalnovelle, die von den Verlegern seit Jahren blockiert wird. Um die Blockade aufzubrechen, hat ORF-Chef Roland Weißmann die Halbierung der Textbeiträge auf der Blauen Seite in Aussicht gestellt. Er habe die Glocke geläutet, damit etwas weitergeht, so Weißmann. Die Verleger freut das, aber viele sorgen sich jetzt um den Bestand von ORF.at.

Verdreifachung der Presseförderung

Die Regierung will die Medienförderung verdreifachen, zu den 9 Millionen Euro Presseförderung kommen 20 Millionen neue Journalismus-Förderung dazu, die nach Qualitätskriterien vergeben werden soll. Auch Gratiszeitungen sowie reine Online-Medien können davon profitieren, Parteizeitungen sind ausgenommen. Auf der anderen Seite werden Umgehungsmöglichkeiten bei der Medientransparenz beseitigt, öffentliche Inserate müssen ab einem Euro gemeldet und veröffentlicht werden, aber die angedachte Deckelung der Ausgaben kommt nicht. Die Angst vor der Reaktion des Boulevards war wohl zu groß. Keine Bedenken hat die Regierung, die Wiener Zeitung als Tageszeitung einzustellen. #doublecheck analysiert, was diese Pläne bewirken können.

Die Blaue Seite als ewiges Feindbild

Die Blaue Seite, also ORF.at, werde ihre Meldungen halbieren und sich mehr in Richtung Bewegtbild transformieren. Diese Bombe hat ORF-Chef Weißmann bei den Medientagen vor der versammelten Branche platzen lassen. Ob sich die Privaten damit zufriedengeben, ist aber mehr als fraglich. "Schön und gut" sei das, sagt etwa "profil"-Herausgeber und Chefredakteur Christian Rainer. Es sei aber nicht genug, denn für die Zeitungen gehe es schlicht ums Überleben. Nicht nur Rainer ist überzeugt: Solange es im Netz gratis ORF-Angebote gibt, werde niemand für News im Netz zahlen. Dass Studien das Gegenteil zeigen, wird weggewischt - genauso wie die Sorgen von Fachleuten, dass weniger öffentliche-rechtliche Information Fake News und Parteipropaganda in die Hände spielen könnte.

Es ist Kooperation und wer geht hin?

Dabei sollte das Motto zwischen ORF und Verlegern doch Kooperation sein. Das ist auch die Idee hinter dem Start eines gemeinsamen Logins namens "Mediakey" am 18. Oktober. User sollen sich daran gewöhnen, sich auf den Nachrichtenseiten ihrer Wahl einzuloggen, bevor sie etwas lesen, sehen oder hören können. Das gemeinsame Login ist keine Bezahlschranke. Das erste Ziel ist, die User zu registrieren, um Vorlieben kennenzulernen und sie stärker an sich zu binden, genauso wie es Facebook oder Google längst tun. User zu registrieren sei eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sagen Experten. Das gemeinsame Login soll den Medienstandort stärken, so die Hoffnung. Neben dem ORF sind auch einige Zeitungen schon dabei, weitere sollen folgen. Andere Medienhäuser glauben nicht daran und gehen eigene Wege. Kann das Projekt so funktionieren - und was bringt es?

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