Michael Köhlmeier

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Mythen und Geschichten

Der Schriftsteller Michael Köhlmeier macht sich Gedanken über Johann Heinrich Voß, Übersetzer von Klassikern der Antike

"Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,
Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Hades
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden,
Und dem Gevögel umher."

So beginnt die Ilias des Homer in der Übersetzung von Johann Heinrich Voß. Es gibt viele Übersetzungen der homerischen Epen Ilias und Odyssee. Die älteste, die von Simon Schaidenreisser, ist sogar gut 200 Jahre vor Johann Heinrich Voß erschienen, wobei es sich weniger um eine Übersetzung nach unserer heutigen oder auch nach der Auffassung von Voß handelt, sondern um eine sehr freie, dem barocken Geist verpflichtete Übertragung, wie schon der Titel anzeigt: "Odyssea, das seind die aller zierlichsten vnd lustigsten vier vnd zwaintzig Buecher des eltisten kunstreichesten Vatters aller Poeten Homeri"

Neben Johann Heinrich Voß gelten die Homer Übersetzungen von Wolfgang Schade als die schönsten und besten. Bei der Odyssee hat Schade auf den Hexameter verzichtet und sich mit einer Prosa-Übersetzung begnügt. Die deutsche Sprache, weil sie im allgemeinen kürzere Worte habe, sei meistens früher fertig als das Altgriechische. Wo Homer sechs betonte Silben benötige, reichten im Deutschen fünf. Das sei auch der Grund, warum bei Voß immer wieder Füllwörter vorkommen, wie zum Beispiel das uns heute komisch anmutende "jetzo".

Ähnlich der ältesten deutschen Übertragung von Simon Scheidenreisser, übersetzt Raoul Schrott die Ilias sehr frei, jedoch dem Geist dieses großen Kriegsgedichtes angemessen gegenwärtig. Davon morgen mehr.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johannes Brahms 1833 - 1897
Titel: Trio für Klavier, Violine und VC Nr.2 in C-Dur op.87
* Allegro - 1.Satz (00:09:29)
Solist/Solistin: Julius Katchen
Solist/Solistin: Josef Suk
Solist/Solistin: Janos Starker
Länge: 02:10 min
Label: Decca 4211522

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