Patient während eine Krebsbehandlung

APA/DPA/UWE ASPACH

Medizin und Gesundheit

Moderne Immuntherapien

Neue Krebstherapien im Überblick

Viele Krebsarten können mittlerweile geheilt werden oder zumindest in eine chronische Erkrankung umgewandelt werden.
Zahlreiche moderne Therapiemethoden ermöglichen ein langes und qualitativ hochwertiges Leben. Jedoch sind diese aufgrund ihrer individuellen Behandlungsstrategie auch sehr komplex geworden. Zusätzlich zu den alten drei Behandlungssäulen Chirurgie, Strahlen- und Chemotherapie gibt es Immuntherapien, zielgerichtete Medikamente wie monoklonale Antikörper und sogenannte kleine Moleküle und effektive Wirkstoffkomplexe aus Immun- und Chemotherapie. All das stellt die Behandler und Patienten auch vor Herausforderungen. Der Patient kann mithelfen, indem er alle Therapieschritte genau befolgt und sich bei Nebenwirkungen umgehend an seine Ansprechpartner wendet.

Krebs als zweithäufigste Todesursache

Trotz aller Behandlungsfortschritte ist Krebs in Österreich (mit 22,5 Prozent) dennoch die zweithäufigste Todesursache hinter den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es gibt viele mögliche Ursachen für eine Krebsentstehung. Eine genetische Veranlagung, kanzerogene Stoffe, Rauchen, Viren usw. können den Krebs auslösen. Als bösartige Gewebsneubildung kann er sich über Metastasen im gesamten Körper ausbreiten.

Die Aufgaben von Tumorboards

Ein zielgerichteter und individueller Behandlungsplan für Patienten mit unterschiedlichen Tumorstadien ist eine komplexe Materie. Im sogenannten Tumorboard beraten sich Fachärzte unterschiedlicher Disziplinen: Der Case Manager, der den Patienten kennt, dann Radiologen, Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pharmazeuten, und viele mehr kommen hier zusammen, um über die bestmögliche Therapie zu entscheiden. Dieses Vorgehen an onkologischen Kompetenzzentren gibt Erkenntnisse in Form eines personifizierten Behandlungsplans an den Patienten zurück.


Wohnortnahe Behandlung

Mit dieser Therapiestrategie können die Betroffenen an heimatnahen Spitälern mit onkologischer Station eine Chemotherapie oder andere Therapien verabreicht bekommen.
Nebenwirkungen können jederzeit mit dem Hausarzt oder entsprechenden Fachärzten besprochen werden.
Kompetenzzentrum, heimatnahe Spitäler und niedergelassen Ärzte können im gegenseitigen und im Austausch mit dem Patienten das bestmögliche Therapieergebnis erzielen. Voraussetzung ist, dass der Patient in schwierigen Situationen immer wieder sein Kompetenzzentrum aufsucht, so dass das Tumorboard erneut über das weitere Vorgehen der Therapie entscheiden kann.

Neue Therapiemöglichkeiten

Unser Sendungsgast Univ.-Prof. Dr. Matthias Preusser ist der Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Medizinischen Universität Wien: "Neu sind die sogenannten Antikörperwirkstoffkonjugate. Sie bestehen aus zwei Komponenten und funktionieren wie ein trojanisches Pferd. Wir haben einen Antikörper und eine Chemotherapie gekoppelt. Der Antikörper trickst die Tumorzelle aus und wird von dieser aufgenommen. Dann wirkt das Chemotherapeutikum und zerstört die Krebszelle."

Priv.-Doz.in Dr.in Gudrun Absenger arbeitet an der Klinischen Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Graz. "Lungenkrebs nicht gleich Lungenkrebs - es gibt extrem aggressive Formen wie den kleinzelligen Lungenkrebs (SCLC), bei dem die neuen Therapien noch nicht so wirksam sind. Hingegen bei dem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) gibt es echte Behandlungserfolge, wo man über hoffentlich viele Jahre, mit der Erkrankung stabil leben kann."

Prim. Priv.-Doz.in Dr.in Birgit Grünberger ist die Leiterin Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie am Landesklinikum Wiener Neustadt: "Früher war es egal, ob der Dickdarmkrebs am Beginn oder am Ende des Darms war. Jetzt unterscheiden wir zwischen rechtem und linkem Darmkrebs. Das ist ein ordentlicher Unterschied einfach was die Prognose, was die Therapie betrifft. Bei einem Teil der Patienten wird die Diagnose gestellt, wenn es schon Metastasen gibt. Mit einem interdisziplinären Vorgehen können wir auch bei einem metastasierten Darmkrebs viel erreichen."

Wo gibt es Rat und Unterstützung?

Obwohl mit der Diagnose Krebs ein Schock einhergeht, sollte man nicht verzweifeln.
Die Österreichische Krebshilfe gibt Auskunft über onkologische Spezial-Abteilungen in Nähe des Heimatorts und weitere Hilfestellungen, die auch über die Therapie hinaus in Anspruch genommen werden können: wie beispielsweise ein psychoonkologischer Beistand oder zielgerichtete Rehabilitationsmaßnahmen.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Mag.a Sandra Fleck, BA, MA
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Lydia Sprinzl, MA.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Haben Sie eine Krebserkrankung?
Wo wurden Sie behandelt?
Wurden Sie mit den neuen Therapien wie Immuntherapien und Antikörpern behandelt?
Was hat Ihnen während der Therapie am meisten geholfen?

Service

Studiogäste im Funkhaus Wien:

Prim. Priv.-Doz.in Dr.in Birgit Grünberger
Leiterin Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie
Landesklinikum Wiener Neustadt
Tel.: +43 2622 9004 13505
E-Mail
Homepage

Univ.-Prof. Dr. Matthias Preusser
Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie
Medizinischen Universität Wien
Tel.: +43 1 40 400 - 44 460
E-Mail
Homepage

Studiogast im Landesstudio Steiermark:

Priv.-Doz. Dr. Gudrun Absenger
Klinische Abteilung für Onkologie
Medizinische Universität Graz
Tel.: +43 316 385 81318
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichische Krebshilfe
Forschungszentrum Christian Doppler Labor für Personalisierte Immuntherapie
Überblick über Kompetenzzentren mit Suchfunktion
Informationen zur Psychoonkologie
Onkologische Rehabilitationszentren
Österreichische Palliativ-Gesellschaft
Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie
Spenden für die Krebsforschung
Forum Krebs bei Frauen

Buch-Tipps:

Andrea Petermann-Meyer, Jens Panse, Tim H. Brümmendorf, "Leben mit Krebs. Praktischer Ratgeber für Betroffene, Angehörige und Behandelnde", Springer, 2021

Siddhartha Mukherjee, "Der König aller Krankheiten. Krebs - Eine Biographie", Dumont Buchverlag, 2012

Sarah Roxana Herlofsen, Dagmar Geisler, "Wie ist das mit dem Krebs? Behutsames Kinderbuch über Krankheit und Verlust", Gabriel Verlag, 2018

Rocco Thiede und Deutsche Krebshilfe (Hrsg.), "Wir sind für dich da! Krebs und Familie - 11 Reportagen", Verlag Herder, 2019

Sendereihe