Telefonistinnen

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Radiokolleg

Vom Telefonfräulein zum Körperteil Handy (2)

Wie das Telefon die Welt verändert hat

Immer griffbereit, eine Verlängerung des Selbst: Das Handy begleitet den Großteil der Österreicher:innen mittlerweile von früh bis spät, gleich einem neuen Körperteil. Zwei Drittel der Menschen hierzulande geben an, sich ein Leben ohne ihr Smartphone nicht mehr vorstellen zu können. Smombies - Smartphone-Zombies - füllen Straßen, öffentliche Verkehrsmittel und Wohnungen. Ist das Telefon zur Volkskrankheit geworden? Oder ist es doch die große Chance, für die es einst gehalten wurde?

Fakt ist, für den Großteil der Menschen hierzulande gilt dem Handy der erste aktive Blick am Morgen, durchschnittliche 88 Griffe untertags und der letzte Check vor dem zu Bett gehen. So wird das Thema "Handy-Etikette" gezwungenermaßen zum gesellschaftlichen Dauerbrenner: Ab wann gilt das regelmäßige Handyzücken, das laute Telefonieren, das konstante Vibrieren, das Filmen zur Unart? Zu welchen Uhrzeiten darf noch angerufen oder geschrieben werden? Wann sind Emojis angebracht und für wen gelten sie mittlerweile als ein Muss? Familien und Freunde entwickeln eigene Umgangsformen und Strategien, um mit der alltäglichen Unsicherheit klarzukommen. Doch gerade die Technik, die eigentlich verbinden sollte, scheidet immer mehr die Geister.

Schon zu seiner Geburtsstunde im 19. Jahrhundert sorgt die Erfindung für Streitigkeiten: Gleich vier Herrschaften entdeckten in etwa zeitgleich die Möglichkeit, Töne über weite Strecken zu transportieren. Das Patent für das neue Gerät erringen, konnte allerdings nur einer: Alexander Graham Bell - der so in die Geschichte einging. Als dieser am 4. August 1922 starb, wurden Millionen von Telefonen auf dem nordamerikanischen Kontinent für eine Minute zum Schweigen gebracht. Zu Ehren des Mannes, der der Menschheit die Möglichkeit der verbalen Kommunikation über große Distanzen ermöglicht hat.

Heute sind die Menschen vernetzter denn je und trotzdem nimmt die Bedeutung des Telefonierens ab. Es gibt für fast alles Alternativen: Nachrichtendienste, Livechats beim Onlineshoppen, Arzttermine per E-Mail-Vergabe. Nur noch jeder Fünfte der 12- bis 19-Jährigen nutzt das Smartphone zum Telefonieren. Denn dafür ist Spontanität gefragt. Man hat keine Bedenkpausen, keine Korrekturmöglichkeiten, keine Filter - man kann sich nicht verstecken, erklären Psychotherapeuten. Es bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken, wer man sein will. Die Stimme als Übermittler des reinen, authentischen Ichs. Kein Wunder also, dass das Phänomen der Telefonphobie stetig um sich greift.

Ein Radiokolleg über das Telefon - von seiner Geburtsstunde, über Telefonfräulein und Callcenter, bis hin zur Telefonangst und schließlich zu der Frage: Wird uns die Telefonie erhalten bleiben und wenn ja, in welcher Form?

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Kostenfreie Podcasts:
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Christian Montag: Du gehörst uns! Die psychologischen Strategien von Facebook, TikTok, Snapchat & Co - und wie wir uns vor der großen Manipulation schützen. 1. Auflage; Blessing Verlag, 2021

Montag, C., Zhao, Z., Sindermann, C. et al. Internet Communication Disorder and the structure of the human brain: initial insights on WeChat addiction. Sci Rep 8, 2155 (2018).

Kieran CR Fox, Roger E Beaty, Mind-wandering as creative thinking: neural, psychological, and theoretical considerations, Current Opinion in Behavioral Sciences, Volume 27, 2019, Pages 123-130, ISSN 2352-1546

de-Sola J, Talledo H, Rodríguez de Fonseca F, Rubio G (2017) Prevalence of problematic cell phone use in an adult population in Spain as assessed by the Mobile Phone Problem Use Scale (MPPUS). PLoS ONE 12(8): e0181184.

Test Internetnutzungsverhalten: smart@net-App

Neuronale Mechanismen exzessiver Smartphonenutzung - Sektion Kognitive Neuropsychiatrie

Horvath J, Mundinger C, Schmitgen MM, Wolf ND, Sambataro F, Hirjak D, Kubera KM, Koenig J, Christian Wolf R. Structural and functional correlates of smartphone addiction. Addict Behav. 2020 Jun;105:106334. doi: 10.1016/j.addbeh.2020.106334. Epub 2020 Feb 1. PMID: 32062336.

Die Erfindung des Telefons

Gerhard Fürnweger: 125 Jahre Telefon in Österreich, Wien 2006

Astrid Herbold: 10 Jahre Smartphones: Wie das Smartphone unsere Kommunikation revolutioniert, Spektrum.de, 2017

Youtube: Alexander Graham Bell, Stimme

Gesprächsparter:innen

Christine Piriwe - Rat auf Draht
Christian Montag
Iren Schulz
Gerhard Fürnweger
Nadine Wolf
Caroline Roth-Ebner

Sendereihe

Gestaltung

  • Kim Shirin Cupal