Blut wird getestet.

APA/BARBARA GINDL

Medizin und Gesundheit

Was Sie schon immer über Ihren Laborbefund wissen wollten

Ihre inneren Werte


Vor 2.400 Jahren betrachtete der Arzt Hippokrates von Kos Krankheiten als Ungleichgewicht der vier Körpersäfte Blut, Schleim, schwarze- und gelbe Galle. Im Mittelalter wurde mit der Harnschau der Urin auf Farbe, Geruch und auch Geschmack geprüft. Zu dieser Zeit sah man sich auch Aderlass- oder Menstruationsblut etwas genauer an und beurteilte potentiell krankhafte Veränderungen in der Blutschau. Seitdem hat sich einiges verändert - zum Vorteil der Patientinnen und Patienten, aber auch jener Berufsgruppen, die die Körpersäfte näher unter die Lupe nehmen.

Moderne Labormedizin

So vertraut die moderne Labordiagnostik weniger den fünf Sinnen, als den modernen Analyse-Technologien. Schließlich lassen sich rund 1.400 Parameter bestimmen, hinzu kommen Auswertungen von Abstrichen, mikrobiologische Untersuchungen oder Genanalysen. Um die im Blut oder Harn versteckten Gesundheitsinformationen auslesen zu können, bedarf es daher nicht nur automatisierter Prozesse in den Laborstraßen, sondern auch einer ausgeklügelten Logistik, um zeitnah ein Ergebnis liefern zu können.
Während bei der hämatologischen Untersuchung, dem sogenannten Blutbild, die Zellen und deren Bestandteile gezählt und analysiert werden, lassen sich in den klinisch-chemischen Analysen Enzyme, Hormone, Stoffwechselprodukte und Elektrolyte bestimmen. Oder Antikörper, die Konzentration bestimmter Medikamente und Krankheitserreger nachweisen. Auf dem Befund werden die einzelnen Werte thematisch oft in Organfunktionen (Leber-, Nieren- oder Schilddrüsenwerte) oder auch zu Entzündungsparametern zusammengefasst. Mittlerweile stehen zahlreiche molekularbiologische und gentechnische Verfahren zur Verfügung, man setzt auf die Bestimmung neuer Biomarker und bedient sich der künstlichen Intelligenz, die bei der Zählung der Blutzellen hilft und in naher Zukunft aus den erhobenen Werten seltene Erkrankungen herauszulesen vermag.

Schnelltests für Akutfälle

In akuten Fällen können bereits in der Ordination oder am Krankenbett Point-od-Care-Bluttests (POCT) durchgeführt werden - Schnelltests, die rasch Ergebnisse liefern. Schließlich würde bei einer Blutzuckerentgleisung, einem akuten Infekt oder einem Herzinfarkt der Umweg über ein Labor zu lange dauern. Da die Qualität dieser Methoden etwas eingeschränkt ist, werden meist parallel dazu, für eine genauere Diagnostik, Proben eingeschickt, bzw. im spitalseigenen Labor befundet.
Dennoch sind Schnelltests in vielen Fälle praktikabel und lassen sich auch von Laien einfach durchführen: Die Bestimmung der Glukose aus einem Blutstropfen, als unverzichtbares Tool für Diabetiker, die Messung des Hormons HCG im Harn, zur Feststellung einer Schwangerschaft, oder der Nachweis von viralen Proteinen aus der Nase, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 mit dem Antigen-Test auszuschließen. Auch hier muss eine aufwändigere PCR-Untersuchung endgültige Sicherheit schaffen.

Die Bewertung des Befundes

Oft sorgen die zahlreichen fett markierten oder mit Sternchen versehene Laborwerte am Befund für Verunsicherung oder aufkeimende Panik bei den Patientinnen und Patienten. Dabei weisen geringe Abweichungen von der Norm noch lange nicht auf eine Krankheit hin. 95 Prozent aller Personen liegen zwar im Referenzbereich, bei den restlichen 5 Prozent treten etwas zu hohe oder zu niedrige Werte auch bei völliger Gesundheit auf. Daher sei ein Laborbefund immer nur in Zusammenhang mit der Klinik zu bewerten, wie die Labormedizinerin Susanne Spitzauer betont. Zudem variieren die Referenzwerte, aufgrund verschiedener Verfahren und Geräte, von Labor zu Labor.

Dennoch bleiben für Laien, in Bezug auf ihren Laborbefund, viele Fragen offen: Was bedeuten Abweichungen bestimmter Werte? Für welche Untersuchungen muss man nüchtern sein? Welche Spezialbefunde werden von den Krankenkassen bezahlt? Und warum lassen sich die subjektiv empfundenen Symptome nicht so ohne weiteres durch Laborbestimmungen erklären?

Ronny Tekal beantwortet mit seinen Gästen in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors Fragen rund um die Labormedizin und versucht zu klären, ob der Befund tatsächlich das Befinden widerspiegelt.

Moderation: Dr. Ronny Tekal
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Lydia Sprinzl


Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Welche Erfahrungen haben Sie im Rahmen von Laboruntersuchungen gemacht?

Fühlten Sie sich ausreichend aufgeklärt oder wurden Sie mit Ihrem Befund alleine gelassen?

Mussten Sie für bestimmte Parameter selbst in die Tasche greifen und war das für Sie nachvollziehbar?

Sind Sie mit einem vollständigen Blutbefund ins Krankenhaus, wo nochmals Blut abgenommen und die Tests wiederholt wurden?

Service

Studiogäste:

Univ.-Prof. Dr. Felix Keil
Facharzt für Innere Medizin - Hämato-Onkologie, Intensivmedizin
Abteilungsvorstand der 3. Medizinische Abteilung
Hanusch-Krankenhaus
Heinrich-Collin-Straße 30
1140 Wien
Tel: +43/1/910 21 58246
E-Mail
Homepage

Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Spitzauer
Fachärztin für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Humangenetikerin
Ärztliche Leiterin Gruppenpraxis labors.at
Kürschnergasse 6B
1210 Wien
Tel: +43/1/26053 0
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Infos zu Diagnose & Labor (Gesundheitsministerium Österreich)
Hämatologische Erkrankungen (medmedia, 2019)
Laboruntersuchungen (unabhängige Patientenberatung Deutschland)
Österreichische Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und klinische Chemie

Buch-Tipps:

Atilla Duyar, Nico Laur, "Laborwerte einfach erklärt", Riva, 2021

Maria Lohmann, "Laborwerte verstehen. Kompakt-Ratgeber", Mankau Verlag, 2021

Lothar Ursinus, "Mein Blut sagt mir….", Schirner Verlag, 2019

Werner Meidinger, "Die Sprache des Blutes verstehen", Kopp Verlag, 2021

Nicole Schaenzler, Wilfried P. Bieger, "Laborwerte: Alles über Normbereiche, Befunde und Co.", GU-Verlag, 2016

Sendereihe

Gestaltung