Indigenes Volk in Ecuador

AP/DOLORES OCHOA

Logos - Glauben und Zweifeln

Buen Vivir

Die Kunst des guten Lebens - "Zwischen Freiheit und Nachhaltigkeit" - ist eine Aufgabe, die systemisch die Not wenden könnte. Eine Sendung im Rahmen des Schwerpunkts der ORF-Abteilung Religion & Ethik zum Thema "Buen Vivir"

Krisenzeiten sind Angstzeiten. Krisenphänomene machen deutlich, dass wir mit dem Ressourcenverbrauch und dem fossilen Lebensstil nicht mehr weitermachen dürfen wie bisher. Andererseits erzeugen sie bei vielen auch Ängste vor Verlusten und ein Festhalten am bisher gewohnten ressourcenintensiven Lebensstandard. Dabei leben viele in einer paradoxen Situation: Die Zunahme des materiellen Wohlstands ging einher mit einer inneren Armut. Geldvermehrung, Geltungssucht und Konsum überdecken eine tiefe Entfremdung durch Einsamkeit, Stress und Süchte. In Unkenntnis ihrer wahren eigenen Bedürfnisse klammern sich viele an Ersatzbefriedigungen, die diesen Bedürfnissen gar nicht gerecht werden. Dabei sehnen sich viele nach einem guten Leben, oft ohne zu wissen, worin dieses bestehen könnte. Aber wie soll das zusammengehen: Freiheit einerseits und Nachhaltigkeit andererseits?

Konzepte des guten Lebens gibt es im Abendland spätestens seit Aristoteles ("Glückseligkeit"). In indigenen Kulturen Lateinamerikas gibt es einen Begriff für das gute Leben, "Buen Vivir", der auch das System von Gesellschaft und Natur miteinbezieht. Diese Lebensphilosophie lehnt materielles Wachstum als Selbstzweck ab. Sie strebt nach einem Gleichgewicht, in dem alle so gut versorgt werden, dass sie ihre Grundbedürfnisse befriedigen und ein würdiges Leben führen können. Nicht nur der Mensch spielt hierbei eine Rolle, sondern auch die Natur, deren Bedürfnisse und Rechte ebenfalls geachtet werden sollen. Um ein gutes Leben zu führen, das sich nicht nur an individuellen Interessen orientiert, sondern das Ganze in den Blick nimmt, braucht es ein Wachwerden für die Fürsorge. Der an der Universität Jena lehrende Soziologe Hartmut Rosa plädiert dabei für eine geistige Fürsorge-Revolution: "Die tiefste Form der Revolution liegt nicht in der Umverteilung von Produktionsmitteln oder Reichtum oder in anderen Formen der Verfügbarmachung, sondern in einer anderen Form der fundamentalen Bezogenheit auf Welt."

Die Kunst des guten Lebens ist - wie der Name schon sagt - kein technokratisches Programm oder eine abzuarbeitende To do-Liste, sondern eine Kunst, eine lebenslange Aufgabe. Eine Aufgabe, die aber systemisch auch die Not wenden könnte. Eine Sendung im Rahmen des Schwerpunkts der ORF-Abteilung Religion und Ethik zum Thema "Buen Vivir".

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