Elfriede Jelinek

APA/ROLAND SCHLAGER

Radiogeschichten

Elfriede Jelinek: "Angabe der Person", Rowohlt Verlag
Es liest Silvia Meisterle

Die Lust an der Chronik, die Häme über das Chronisch-Politische, das Vergnügen am Trivialen und das Entsetzen über die unheimliche Heimat sind - neben dem Geschlechterkampf - immer schon ausschlaggebende Referenzpunkte im literarischen Werk Elfriede Jelineks gewesen. Auch an der Stilistik, dem Schreibverfahren hat sich über die Jahre hinweg nichts geändert. ln bester österreichischer Tradition betreibt die Autorin Gesellschaftskritik durch Sprachkritik, legt maßlose ,,Anti-Theatertexte" vor, die man ebenso als mäandernde Prosastücke auffassen kann, klagt andere wie anderes an und zieht sich dabei selbst in Zweifel. Polyphone Tiraden, Sprachspiel und Wortwitz, Kaskaden und Kalauer zeichnen auch den neuen Text von Elfriede Jelinek aus.

Titel: "Angabe der Person". Diese "Person" ist Jelinek selbst, erstmals schreibt sie ausführlich über ihre Familie und über jene Verwandten, die dem Holocaust in den Vernichtungslagern der Nazis zum Opfer gefallen sind. Es wäre aber nicht Elfriede Jelinek, wenn aus Betroffenheit und Wehklage nicht zwangsläufig eine politische Anklage entstünde. Ein Furioso anstelle eines Lamentos, eine offene Abrechnung statt einer scheinheiligen, offiziell verordneten und öffentlich inszenierten Vergangenheitsbewältigung.

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann

Übersicht