Fatema Hamidi

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Praxis - Religion und Gesellschaft

Goldschmiedin Fatema Hamidi: Gehörlos glauben

Solidarität mit Frauen im Iran +++ Goldschmiedin Fatema Hamidi: Gehörlos glauben +++ Islamgesetz: Muslim:innen unter Generalverdacht?

1. Solidarität mit Frauen im Iran

Die deutschen Entertainer Joko und Klaas haben ihre reichweitenstarken Instagram-Konten an iranische Aktivistinnen gespendet, Schauspielerinnen wie Juliette Binoche oder Meret Becker haben sich aus Solidarität die Haare abgeschnitten. Mehr als zwei Monate dauern im Iran die Proteste gegen das iranische Regime schon an. Ausgelöst wurden sie durch den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen wurde und kurz darauf verstarb. Seither haben sich hunderttausende Iraner:innen quer durch das Land an den Protesten beteiligt, etwa indem sie demonstrativ ihren Hijab abgelegt oder sich öffentlich die Haare abgeschnitten haben. Als Zeichen des Widerstands haben auch die Spieler der iranischen Fußballmannschaft vor ihrem WM-Auftaktspiel gegen England beim Abspielen der Nationalhymne demonstrativ geschwiegen und die Spielerinnen des nationalen Basketballteams haben ohne Hijab für ein Foto posiert. Auch im Ausland solidarisieren sich viele mit den Demonstrierenden. Das Regime im Iran greift indes hart durch. Fast 16.000 Menschen wurden festgenommen und unterschiedlichen Angaben zufolge 300 bis 400 Menschen getötet, etwa 20 Teilnehmer:innen an den Protesten droht die Hinrichtung. - Gestaltung: Judith Fürst


2. Goldschmiedin Fatema Hamidi: Gehörlos glauben

Die 24-jährige Fatema Hamidi ist seit ihrer Geburt gehörlos. Nach ihrer Flucht aus Afghanistan lernte sie erst mit neun Jahren in Österreich die Gebärdensprache. In Graz hat sie eine Lehre zur Goldschmiedin gemacht. Hamidi ist gläubige Schia-Schiitin, doch sei es schwierig für sie, Informationen zu ihrem Glauben zu bekommen, erzählt sie. Sie könne nicht hören, was in der Moschee gesprochen wird, und habe nie gelernt, den Koran zu lesen. Ihre wichtigsten Informationsquellen in Glaubensfragen seien ihre Eltern und ihre Geschwister. Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember hat Lisa Ganglbaur bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) nach Angeboten zur Inklusion im religiösen Bereich gefragt. Der neugegründete Verein Karima und die Sozialabteilung der IGGÖ unter der Leitung von Dzemal Sibljakovic nehmen gerade ihre Arbeit auf und sammeln Anregungen.


3. Islamgesetz: Muslim:innen unter Generalverdacht?

Die Novellierung des sogenannten "Islamgesetzes" im Februar 2015 war von Beginn an umstritten. Damals prägte angesichts einer neuen Welle von dschihadistischen Terroranschlägen in Europa die Angst vor Al-Qaida und dem IS das gesellschaftliche Klima. So sahen sich auch Muslim:innen in Österreich in manchen der gesetzlichen Bestimmungen unter einen "Generalverdacht" gestellt, wenn etwa im Islamgesetz von ihnen explizit "eine positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat" gefordert wurde. Auch das Verbot der "Auslandsfinanzierung" sorgte für Kritik vonseiten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Eine weitere Novelle Anfang 2021, knapp ein halbes Jahr nach dem Terroranschlag in Wien, bei dem vier Menschen Opfer eines islamistisch motivierten Amoklaufs wurden, brachte weitere Verschärfungen. Dies führe zu einer Benachteiligung gegenüber anderen österreichischen Religionsgemeinschaften, bereite den Boden für antimuslimischen Rassismus und spiegle sich auch in der vielkritisierten Ermittlungsaktion "Operation Luxor" wider, kritisierten Expert:innen bei einer Fachtagung der Islamischen Glaubensgemeinschaft. - Gestaltung: Konstantin Obermayr.

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