Zwischenruf

Berufung zum Ehrenamt

Margit Hauft, ehemalige Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, über die Berufung zum Ehrenamt

Ehrenamt, für manche selbstverständlich, für andere ein Reizwort. In einer bissigen Definition heißt es: "Das Ehrenamt ist eine Tätigkeit, die die eigenen Probleme wohltuend relativiert - und das völlig kostenlos!" Ehrenamt also als praktischer Zeitvertreib? Oder etwa eine Sache für Einfältige, die sich breitschlagen lassen, die nicht nein sagen können?

Mit meinen Gedanken zum morgigen "Tag des Ehrenamtes" möchte ich die Aufmerksamkeit auf einen eher unüblichen Aspekt der Ehrenamtlichkeit lenken, nämlich auf die Berufung dazu.

Aber: Wird man zum Ehrenamt wirklich berufen, oder doch eher gerufen weil halt jemand gebraucht wird?

Wie sehen wir Ehrenamtliche uns selbst, eher als austauschbare Notnägel oder aber als Menschen, die ihre geschenkten Talente entdecken und für sich und andere nutzbar machen, sich also rufen lassen? Häufig sind es ja andere, die unsere Fähigkeiten erkennen und uns vieles zuMUTen und zuTRAUEN.

"Ich habe es mir nicht ausgesucht, aber ich habe JA gesagt", mit Aussagen ähnlich wie dieser haben viele ihr Engagement begonnen.

Ehrenamtliches Engagement ist die persönliche Antwort auf diesen Ruf, eine Antwort, die auf vielfältige Weise fruchtbar werden kann, für Einzelne und die Gemeinschaft.
Eine Antwort auf einen Ruf, ja, aber wie ist es mit der Berufung?

"Wo deine Gaben liegen, liegen auch deine Aufgaben", heißt es in einem weisen Spruch, und in einem anderen "Dort, wo sich deine Fähigkeiten mit der Welt kreuzen, dort liegt deine Berufung". Berufung hat, so gesehen, also viel mit dem Blick auf die eigenen Talente zu tun. Die eigenen Gaben und damit die eigene Berufung erkennen, bedeutet den roten Faden im Leben entdecken. Dass das nicht immer leicht ist, liegt auf der Hand, haben wir doch allzu oft gehört, dass Eigenlob stinkt, der Blick also tunlichst auf die Talente anderer gerichtet sein möge. Hilfreiche Spuren zu meinen Talenten sind Ideen, die mich reizen, Dinge für die ich "brenne", um andere entzünden zu können. Menschen, die mir etwas zutrauen, was für mich anfänglich vielleicht sogar eine Zumutung ist.

Berufung heißt für mich: Nimm dein Talent und wirf es in die Waagschale. Mach es nicht kleiner oder größer als es ist. Nimm es und nutze es!

Und damit das gelingen kann, wünsche ich uns allen, wo auch immer wir uns engagieren, ganz besonders, dass wir nie vergessen, warum wir uns einsetzen. Es sind nicht Geltungsbedürfnis oder Mangel an sonstiger Beschäftigung, die uns antreiben, unser Engagement hat die Wurzel in unseren Begabungen, unserem Blick auf das, was nottut und der Bereitschaft, statt nur zu seufzen das Unsere dazu beizutragen, dass Gesellschaft gelingen kann.

Ehrenamtliche sind weder ein Ersatzteillager noch Notfalltropfen, wenn das Geld knapp ist, sie arbeiten, obwohl ihr Einsatz kostenlos ist. Ehrenamt ist unbezahlt und unbezahlbar.
Doch sei mir eine Kritik gestattet: weniger prestigeträchtige Ehrenämter werden allzu häufig den ohnehin schon mehrfach belasteten Frauen "umgehängt". Wenn es dann um Entscheidungen geht, lässt das Mitspracherecht allerdings sehr zu wünschen übrig, und das nicht nur in der römisch-katholischen Kirche.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Dollar Brand
Album: MEMORIES
Titel: Gafsha - life is for the living, death is for us all/instr.
Solist/Solistin: Dollar Brand /Piano
Länge: 05:03 min
Label: West Wind 2029

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