Hauspferd und Mensch (5)

16. Dezember 2022, 08:55

Die Domestikation des Pferdes gehört zu den folgenschwersten Ereignissen in der menschlichen Geschichte. Umso erstaunlicher ist es, dass erst 2021 geklärt werden konnte, wann und wo das genau passiert ist: Das erste Genom eines Hauspferdes stammt aus der Volga-Don-Region und ist etwa 4000 Jahre alt. Domestizierte Pferde tauchten - etwa in der Botai Kultur - schon 1500 Jahr früher auf. Schon damals gab es Koppelhaltung und die Nutzung von Pferdemilch.

Es scheint aber so zu sein, dass das Pferd erst in Kombination mit Speichenrad und leichtem Wagen seine Vorzüge ausspielen konnte. Auf jeden Fall haben sich die Vorfahren der modernen Pferde rasend schnell verbreitet und alle vorher domestizierten Pferde rasch verdrängt. Schon bald wurden größere Tiere gezüchtet, und viele Farbvarianten traten auf. Statur und Aussehen änderten sich im Lauf der Geschichte immer wieder, was nicht nur wirtschaftliche und militärische Gründe hatte. Denn das Pferd spielte immer eine doppelte Rolle, es hatte praktischen Nutzen, war aber immer auch Statussymbol.

Von Anfang an waren Hengste in der Pferdezucht von zentraler Bedeutung. Ihre intensive Selektion führte dazu, dass die erste gemeinsame Ahnin der Stuten 170.000 Jahre zurückliegt, der letzte gemeinsame Vorfahre der männlichen Linie aber nur etwa 1500 Jahre. Die modernen Zuchtmethoden in den letzten Jahrhunderten haben die Verengung des Genoms besonders befördert. Die starke Inzucht wirkt sich in vielen Fällen negativ auf die Gesundheit der Tiere aus. In Zukunft wird es wohl notwendig sein, mit geeigneten Zuchtstrategien wieder mehr Diversität anzustreben.

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GESPRÄCHSPARTNERIN:
Priv.-Doz.in Dr. Barbara Wallner
Veterinärmedizinische Universität Wien
Institut für Tierzucht und Genetik
Nature-Artikel: "The origins and spread of domestic horses from the Western Eurasian steppes"

Sendereihe

• Vom Leben der Natur

Gestaltung

• Thomas Thaler