Eine Ziegelwand.

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Radiogeschichten

Ein Roman wie ein Meteoriteneinschlag

"Schöne Tage" von Franz Innerhofer

"Es gibt nicht viele Bücher, von denen sich sagen lässt: Einst schlugen sie wie Meteoriten ein. Franz Innerhofers Roman "Schöne Tage" ist einer dieser seltenen Brocken aus einer anderen Welt", das schreibt der Literaturwissenschafter Klaus Kastberger über einen Roman, der bei seinem ersten Erscheinen 1974 große Betroffenheit und große Ablehnung auslöste. Es ist die Geschichte eines Buben, der am Bauernhof seines Vaters wie ein Leibeigner leben muss. Innerhofers "Schöne Tage" sind auch autobiografisch. Franz Innerhofer, geboren 1944 in Krimml im salzburgerischen Pinzgau, war ein uneheliches Kind und lebte elf Jahre als Hilfsknecht auf dem Bauernhof seines Vaters. Doch: "Schöne Tage", so der Literaturwissenschafter Klaus Kastberger, "ist keine ödipale Abrechnung, sondern ein Gesellschaftsroman, wobei die Analyse der gesellschaftlichen Zustände in ihrer Präzision bis heute besticht".

"Schöne Tage" endet mit dem Weggang Holls vom Hof des Vaters und mit Beginn einer Schlosserlehre, die der 17-Jährige wie eine Befreiung erlebt. Auch das deckt sich mit Innerhofers Biografie. Die eigene Lebensgeschichte gut beschrieben zu haben, bedeutet noch lange nicht, mit ihr fertig geworden zu sein. Tragisch war nicht nur Kindheit und Jugend Innerhofers: Am 19. Jänner 2002, nahm sich Innerhofer sein Leben. "Zugrunde gegangen ist Franz Innerhofer, der jetzt nach Jahren bitterer Armut und Vereinsamung Selbstmord verübte, nicht allein an den Wunden, die ihm in seiner Kindheit auf dem rohen Land geschlagen wurden, sondern auch an der kalten Gleichgültigkeit, auf die er in der urbanen Welt der 'Großen Wörter' gestoßen war", schrieb Karl-Markus Gauß in der "Süddeutschen".

Es liest Stefan Suske.

Sendereihe

Gestaltung

  • Kurt Reissnegger

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