Glaswand im ORF Zentrum

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Kassasturz und Sturzgefahr

Von einem "Schicksalsjahr für den ORF" schreiben die Mitbewerber in der Medienbranche, die selbst alle durch schwierige Zeiten gehen. Angesichts aufgeplatzter Affären im ORF und offensichtlich gewordener Finanzprobleme werden auch schon Rufe nach einer Redimensionierung des öffentlich-rechtlichen Leitmediums laut. Und das nicht nur von der Konkurrenz, die ÖVP-Medienministerin steht in der vordersten Reihe. Sie will einen "Kassasturz" vom ORF - und das war bei der Volkspartei immer eine Chiffre für Kampfansage.

ORF-Chef Roland Weißmann hat vor einer der größten Finanzkrisen in der Geschichte des Senders gewarnt. Wegen Teuerung, sinkender Werbeerlöse und GIS-Abmeldungen. Gleichzeitung verlangt der Verfassungsgerichtshof eine Neuaufstellung der ORF-Finanzen, damit auch der Empfang der ORF-Programme übers Internet bezahlt wird. Der Plan soll bis Ende März stehen, aber ÖVP und Grüne sind sich nicht einig. Den überraschenden Vorstoß der Grünen, den ORF künftig aus dem Budget zu finanzieren und die Beträge jährlich an die Inflation anzupassen, hat Medienministerin Susanne Raab abgelehnt. Sie verlangt vom ORF, der seit Jahren spart, strukturelle Einsparungen - ein Zeichen des Misstrauens gegenüber ihrem Vertrauensmann Roland Weißmann? Und: Könnte die GIS-Gebühr nun durch eine Haushaltsabgabe wie in Deutschland ersetzt werden? #doublecheck hat nachgefragt.

Das Aufräumen nach den Affären

Die Weichenstellungen für den ORF finden vor dem Hintergrund von internen Affären statt, die jetzt aufgearbeitet werden. Die Chats des zurückgetretenen TV-Chefredakteurs Matthias Schrom mit dem einstigen FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache beschäftigen eine Ethik-Kommission, die Vorwürfe gegen den Landesdirektor des ORF Niederösterreich, Robert Ziegler, werden durch eine Evaluierungs-Kommission geprüft. Deren Vorsitzender Gerhard Draxler lässt im #doublecheck-Interview keinen Zweifel daran, dass nichts unter den Teppich gekehrt werden soll. Draxler sieht die Untersuchung auch als Weckruf gegen politische Gängelung auch in anderen Landesstudios. Indessen tauchen fast täglich neue Verwicklungen von sogenannten ORF-Stars mit der niederösterreichischen Landespolitik auf.

"profil" vor Neuerfindung oder Untergang

Beim Nachrichtenmagazin "profil" rumort es. Christian Rainer hat die Chefredaktion nach 25 Jahren abgegeben, seine Nachfolgerin Anna Thalhammer steht ab März vor der großen Herausforderung, Reichweite und Relevanz wieder nach oben zu bringen. Profitabel ist das Blatt, das in seiner 50-jährigen Geschichte mit investigativen Recherchen vom Fall Groer bis zur Waldheim-Affäre das Land verändert hat, nicht mehr. Selbst Gründer Oscar Bronner sagt im #doublecheck-Interview: "Das profil hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt" - gemeint ist die Digitalisierung, die sträflich vernachlässigt wurde. In der Redaktion sorgt vor allem die Bestellung von Richard Grasl für Unmut. Der "Kurier"-Vize-Chefredakteur gilt als ÖVP-Mann, der gut weiß, wie er seinen Einfluss geltend machen kann.

Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher

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