Charlotte Wiedemann

ULLSTEIN VERLAG/ANETTE DAUGARDT

Im Gespräch

Ein vielschichtiger Blick auf Geschichte

Renata Schmidtkunz im Gespräch mit der Journalistin und Sachbuchautorin Charlotte Wiedemann

"Den Schmerz der anderen begreifen - Holocaust und Weltgedächtnis", so heißt das im Mai 2022 erschienene jüngste Buch der deutschen Journalistin und Sachbuchautorin Charlotte Wiedemann. Am 9. November 2022 sollte sie im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung mit dem Titel "Holocaust, Nakba und die deutsche Erinnerungskultur" im Goethe-Institut in Tel Aviv über ihr Buch sprechen.

Doch es kam nicht dazu: nach heftiger Kritik seitens des israelischen Außenministeriums, des israelischen Botschafters in Deutschland und des Vorstandsvorsitzenden der Gedenkstätte Yad Vashem sagte das Goethe-Institut die Veranstaltung ab. Was war der Grund dafür? Die 1954 in Mönchengladbach geborene Autorin, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Leibnitz-Zentrums Moderner Orient und seit vielen Jahren mit "Islamischen Lebenswelten" befasst, beschäftigt sich in ihrem Buch mit Erinnerungskultur(en).

Auch mit dem Erinnern der Nakba, die Vertreibung der PalästinenserInnen im Zuge des Unabhängigkeitskrieges von 1948. Wiedemann setzt Schoa und Nakba nicht gleich, sondern in Beziehung. Der rote Faden des Buches ist: "Welche Opfer sind uns nahe, welche bleiben fern und stumm?" Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz erklärt die Journalistin ihre Position, wie vielschichtig der Blick auf Geschichte sein kann, warum es sich lohnt, nicht-europäische Sichtweisen einzubeziehen und was das für die Erinnerungskultur bewirken kann.

Service

Den Schmerz der Anderen begreifen, Holocaust und Weltgedächtnis, 2022 Propyläen Verlag

Der lange Abschied von der weißen Dominanz, 2019 dtv

Frantz Fanon, Die Verdammten dieser Erde, übersetzt von Traugott König. Suhrkamp 2015 (dt. Erstausg. 1966)

Michael Rothberg, Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonialisierung, Metropol Verlag 2021

Sendereihe

Gestaltung