Wem wird geglaubt, wenn es um Missbrauch geht?

20. Jänner 2023, 13:00

Nach dem Fall Teichtmeister ist eine Debatte entbrannt. Wie kam es, dass der Schauspieler weiterhin und trotz bekannter Ermittlungen große Rollen angeboten bekam, was potenziell nicht nur einzelne Darstellungen gefährdete, sondern auch die Arbeit zahlreicher anderer? War sein "Ehrenwort" genug? Oder war die Geschichte von der rachsüchtigen Ex so glaubhaft, dass sich alle anderen Fragen erübrigten?

Wie geht ein professionelles oder gesellschaftliches Umfeld mit ernsten Anschuldigungen, Verdachtsfällen und Verfahren um, gerade auch nachdem die Me Too-Bewegung die immensen Ausmaße von sexuellem Missbrauch in der Unterhaltungsindustrie offengelegt hat? Ein falscher Verdacht kann Karrieren beenden und Existenzen ruinieren, aber zu viel und häufig auch zu bequeme Gutgläubigkeit kann zu Verbrechen an weiteren Opfern und damit zu zerstörten Existenzen führen.

Das Rechtssystem kennt aus gutem Grunde die Unschuldsvermutung, aber diese juristische Formel klärt nicht alle gesellschaftlichen und professionellen Situationen. Der Regisseur Sebastian Brauneis arbeitete bis 2020 mit Teichtmeister zusammen und war einer der wenigen, die sich nach Bekanntwerden der Anschuldigungen öffentlich "bis zur restlosen Klärung persönlich, künstlerisch und beruflich" von ihm distanzierte. Er spricht über die schwierigen Abwägungen, die ihn zu diesem Schritt veranlassten. Hedwig Wölfl vom Kinderschutzverein Die Möwe wurde schon häufig mit den Folgen von Missbrauch und dem schwierigen Umgang mit Ermittlungen, Behauptungen und den oft sehr ambivalenten Realitäten des Schutzes Minderjähriger konfrontiert.

Philipp Blom spricht mit Hedwig Wölfl und Sebastian Brauneis darüber, wem geglaubt wird, wie Macht und Interessen verteilt sind, wenn prominente Namen im Spiel sind und fragt, wie die Gesellschaft klug und im Sinne der Opfer reagieren und handeln kann, wenn der juristische Prozess noch nicht abgeschlossen ist.

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