Arztgespräch

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Radiokolleg

Kranke Gesellschaft?

Gesundheit - das höchste Gut? (4)

Durch Corona ist das Thema Gesundheit noch stärker in den öffentlichen Fokus gerückt. Dabei hat sich auch die Diskussion verändert. Plötzlich wurde der persönliche Gesundheitszustand - eines der privatesten Dinge überhaupt - zu einem gesamtgesellschaftlichen Anliegen. Der eigene Gesundheitszustand musste in sämtlichen Bereichen des Alltags mittels Zertifikate unter Beweis gestellt werden. Pandemien hat es in Europa schon länger nicht mehr gegeben. Diese neue Erfahrung samt der begleitenden Maßnahmen haben viele verunsichert. Im Zeichen des kollektiven Gesundheitsschutzes wurden Notfallpläne ausgearbeitet und umgesetzt. Gleichzeitig hat man viele andere Erkrankungen aus dem Blick verloren. Wie hat Corona unseren Gesundheitsbegriff und die öffentliche Debatte darüber verändert?

Die Definition von Gesundheit und Krankheit war auch schon davor immer eine Frage des Zeitgeistes und der gesellschaftlichen Entwicklungen. Der Philosoph Michel Foucault sprach in diesem Zusammenhang von "Bio-Macht". Diese könne politisch sowohl positiv als auch negativ eingesetzt werden.

Unterdessen schreitet die Digitalisierung der Medizin voran. Auch das hat wieder Vor- und Nachteile. Fachleute forschen derzeit eingehend auf dem Gebiet der "Präzisionsmedizin". Damit soll einerseits die Behandlung individualisiert werden - was den Verlauf einer Erkrankung durchaus positiv beeinflussen kann. Andererseits lässt sich so aber auch erheben, ob ein Mensch in seinem Leben vielleicht einmal beispielsweise Krebs bekommen könnte. Dabei handelt es sich allerdings nur um Wahrscheinlichkeitsrechnungen - keineswegs um einen Befund. Was macht es mit einem Menschen, so etwas zu erfahren? Inwiefern beeinträchtigt dieses Wissen erst recht das Wohlbefinden der Betroffenen? Darüber wird gerade heftig debattiert.

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  • Daphne Hruby